Pro:
- völlig abgefahrener Humor mit zahlreichen Anspielungen
- überraschend unterhaltsames Helden-Duo, großartige Boss-Kämpfe
- sehr abwechslungsreiche Level in Sachen Design und spielerischer Abwechslung
- großartiger Soundtrack, sehr gute Vertonung
Kontra:
- zu viele Quick Time Events
- manchmal sehr frustrierende Kamera
- sehr kurze Spielzeit (5-6 Stunden)
Es gibt Sachen, die sich von der menschlichen Ratio niemals oder zumindest nicht auf Anhieb erschließen lassen. Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es einen Gott? Was konsumiert Seth MacFarlane, bis ihm ein typischer Witz für Family Guy einfällt? Und wo kann ich das Zeug kaufen?? Bei Seth MacFarlane ist es mittlerweile kein Geheimnis mehr: Seekühe schreiben die Drehbücher. Wie Goichi Suda, vielen besser bekannt als Suda51, auf seine Ideen kommt, ist dagegen noch nicht restlos geklärt.
Aus seinem Studio, Grasshopper Manufacture, kamen einige der auffälligsten Spiele der letzten Jahre. Killer7 war dabei das erste große Ausrufezeichen des Studios, als es einfach mal zahlreichen gängigen Konventionen lächelnd in den Hintern trat. Nicht nur die Optik war dabei sehr ungewöhnlich, es überzeugte auch inhaltlich.
Auf verschiedenen Heimkonsolen folgten 2 Teile von No More Heroes und Shadows of the Damned. Letzteres war der bis dahin vielleicht skurrilste Titel des Studios – düster, durchzogen von zahlreichen sexuellen Anspielungen (''Taste my Big Boner!'') und ein Totenschädel als herrlicher Sidekick, der sich in alle benötigten Waffen verwandelt.
Lollipop Chainsaw soll da auf keinen Fall die Ausnahme bilden und ruft, in guter in wie in schlechter Hinsicht, in bester Suda51-Manier rund alle 1-2 Minuten irgendeinen ''wtf!?''-Moment hervor. Ach ja, ein Kopf als Sidekick wird uns auch hier wieder begegnen!
Story und Figuren
''Whoever is behind this knows my birthday. We must be friends on Facebook!''
Der ganze Wahnsinn einer Zombie-Apokalypse beginnt ausgerechnet am 18. Geburtstag unserer Protagonistin – Cheerleaderin und Zombiejägerin Juliet Starling. In einem kurzen Einführungsfilmchen stellt sie ihre Familie vor, dass sie und ihr Team noch nie die Landesmeisterschaft der Cheerleaderinnen gewonnen haben und ihr Freund, Nick, heute zum ersten mal ihre Familie kennenlernt. Wären da nur nicht die ganzen Untoten, die Juliet den Start in den Geburtstag aber mal so richtig versauen.
Man muss es so sagen: Die Geschichte wirkt nach dem Intro so unfassbar einfallslos, dass man Schlimmstes befürchten muss. Vor allem Nick, der das typischste aller ''Ich bin sportlich und angesagt!''-Outfits trägt, das man aus rund 10.000 Spielen und Filmen um und über amerikanische High Schools kennt, wirkt erst mal wie das Musterbeispiel eines Stereotyps.
Ich sage aber ganz klar: Lasst euch nicht täuschen!!!
Ihr könnt eine solche Geschichte nicht ernst nehmen? Sehr gut, das Spiel nämlich auch nicht. Während der Prolog den Irrsinn nur andeutet, schießt er euch ab dem ersten Level förmlich entgegen. Lollipop Chainsaw spielt mit Klischees, parodiert die Popkultur und es gibt dutzende Anspielungen auf Filme und andere Spiele wie z. B. Pacman oder Pong. Die Witze fallen teilweise in derart absurden, unvorhersehbaren Momenten, sodass man fast nicht anders kann als sich zu fragen, wie man darauf kommen kann. Eine Vorliebe für solchen Humor ist also fast zwingend für den Spaß an dem Spiel!
Was gibt es zur Geschichte sonst noch zu sagen? Was ist eigentlich diesmal die Ursache für die wandelnden Untoten?
Das Universum besteht aus 3 Dimensionen: Das Unbeschreibliche Land, die Verrottete Welt und die 'normale' Welt, die natürlich vom Rücken gigantischer Elefanten getragen wird.. Durch schwarze Magie und Sprengstoff wurde die Dimensionswand zwischen der Erde und der Verrotteten Welt beschädigt, sodass sich Gase auf der Erde verbreiteten und die Menschen in Untote verwandelt haben.
... ja, ein solcher Plan wäre wohl nicht mal der Umbrella Corp. auf LSD eingefallen, aber es passt zu diesem Spiel!
''Don't be racist against cows, Nick!''
Die Charaktere tragen ebenfalls dazu bei, dass der Humor nicht schon nach 2 Stunden langweilt.
Ein gewaltiges Lob muss hier Tara Strong ausgesprochen werden, der englischen Synchronstimme unserer Heldin. Sie ist seit Mitte der 80er Jahre als Synchronsprecherin tätig und seit über 10 Jahren auch im Bereich Videospiele immer wieder zu finden. Rikku aus Final Fantasy X und X-2, Rachel aus Ninja Gaiden, Harley Quinn aus Batman: Arkham City, Presea Combatir aus Tales of Symphonia, dazu Sprecherrollen in Metal Gear Solid, Ratchet & Clank und den vorherigen Suda51-Titeln Killer7 und Shadows of the Damned. Alles in allem eine erfahrene Sprecherin, die große Anteile daran trägt, dass Juliet trotz einer ziemlich klischeehaften Rolle als leicht bekleidete Zombiejägerin sehr sympathisch wirkt.
Ihr Freund Nick ist da noch eine größere Überraschung. Wer einen leicht dümmlichen Sportler erwartet, der alle Nase lang seine Freundin angräbt – was ihm keiner verübeln würde, baumelt sein noch lebender und putzmunterer Kopf nach einem magischen Ritual immerhin das ganze Spiel hindurch am Hintern einer heißen Cheerleaderin – könnte sich nicht mehr irren. Neben natürlich vorprogrammierten, selbstironischen Witzen über fehlende Körperteile bietet er auch immer wieder Sarkasmus der besonders trockenen Sorte, was einen netten Kontrast zu Juliet darstellt.
Erwähnenswert sind zudem die Bosse, von denen jeder für eine bestimmte Musikrichtung und/oder einen bestimmten Lebensstil steht. Sogar der ''King of Rock'' gibt sich hier die Ehre! Die Bosse haben allesamt ein klasse Design und sind exakt so verrückt, wie man es bei so einem Spiel erwarten kann. Am Ende eines jeden Levels, 6 an der Zahl, wartet eine dieser sympathisch skurrilen Gestalten.
Gleiches kann man auch über die übrigen Mitglieder der Familie Starling sagen, die kurze Auftritte in den Leveln haben. Abgesehen von Rosalind, der jüngsten Tochter, die wirkt, als hätte man ihr mit Speed verfeinerten Kaffee intravenös gespritzt, ist die Familie von Juliet fast schon normal – also, für eine Familie von Zombiejägern – aber passen dennoch gut in dieses abgedrehte Spiel.
Ein Lehrmeister, der Juliet unterrichtet hat und Frauenunterwäsche sammelt (nicht Muten Roshi), kommt natürlich auch vor, aber das nur am Rande.
Gameplay und Spielaufbau
''Zombies taste my chainsaw of death!''
Die Kettensäge ist natürlich das Hauptwerkzeug von Juliet. Mit hohen Hieben kann man gezielt auf die Köpfe losgehen, tiefe Hiebe attackieren die Beine oder kriechende Zombies und Pompon-Hiebe sind schnelle Hiebe und Tritte, die eine kurze Distanz zum Gegner überbrücken und diese zum Taumeln bringen können. Taumelnde Gegner sind schließlich besser zu köpfen.
Als Cheerleaderin bewegt sich Juliet von Anfang an natürlich sehr grazil, wobei die Abwechslung wie bei den meisten Spielen dieser Art zu Beginn eher mager ist. Erst mit der Zeit kauft man an den in den Levels verteilten Shops Kombos mit von Zombies erbeuteten Zombie-Medaillen, durch die man besser in verschiedenen Situationen reagieren kann. Es erreicht nicht die Abwechslung anderer Titel, dennoch bietet das Spiel von Angriffen aus dem Sprung heraus bis zu über den Boden wirbelnden Drehattacken genug, um nicht zu langweilen.
Interessanter wird es, sobald Juliet ein Geburtstagsgeschenk erhält, handelt es sich dabei schließlich immer um ein Zombiejäger-Utensil, welches die Jagd auf die faulenden Fieslinge erleichtern soll. Der Chainsaw Blaster verschießt starke Kugeln, während man mit dem Chainsaw Dash durch Zombiemassen oder kurze Parkours entlang rennt.
Und wer denkt, Nick würde nur nutzlos am (Zitat Juliet) gigantischen Hintern der Heldin hängen, kann auf ein Nick-Ticket zurückgreifen. Damit wird das Nick-Roulette gestartet und je nach Ergebnis wird sein Kopf zu einer Geldschleuder, einem Geschoss oder dem knüppelharten Ende einer Art Peitsche, mit der Juliet alles im Umkreis von 2m zum Taumeln bringt oder direkt tötet.
''I love the smell of almost dead cheerleader in the morning!''
Des Weiteren: Stirbt man im Kampf und führt Nick-Tickets mit sich, erhält man mit etwas Geschick einen neuen Versuch an Ort und Stelle mit voll aufgefüllter Energie. Leider funktioniert das nicht bei Quick Time Events, von denen es einige gibt. Erst auf ''Sehr schwer'' bin ich überhaupt mal im Kampf gestorben, vorher ausschließlich durch besagte QTEs. Hier wäre weniger klar mehr gewesen. Gerade die Passagen, wo Nick auf einen kopflosen Zombiekörper gepflanzt wird, um für seine Freundin einen Weg freizulegen, wirken etwas aufgesetzt.
Das Spiel ist zwar meistens sehr großzügig mit Checkpoints. Für Highscore-Jäger allerdings, die mit neuen Bestmarken alternative Outfits freischalten wollen, kann ein solcher Tod extrem ärgerlich sein, zumal man alles, was keine Cut Scene ist, nicht abbrechen kann. Die Ladezeiten sind nicht besonders lang, aber die vielen kleinen, nicht abbrechbaren Szenen und besonders die sehr fragwürdigen Telefonanrufe von Mutter Starling, die im Gegensatz zu anderen Gags wirklich mehr belanglos als witzig sind, können nerven, wenn man ein Level das zweite oder dritte mal spielt.
Das dürfte allerdings nur vorkommen, wenn man Rekorde jagt. Auf ''Normal'' ist das Spiel gut machbar, mit 5 Lollis, die je 50% der Gesundheit wiederherstellen, und bis zu 9 Nick-Tickets ist jede Situation zu bewältigen, zumal die Werte der Heldin nach und nach im Shop aufgewertet werden können und es ja noch eine weitere Option im Kampf gibt: Die Glitzerjagd! Leider ermöglicht diese nicht ein tödliches Massaker an sämtlichen Twilight-Figuren, aber das mindert ihren Nutzen nicht. Ist die entsprechende Leiste gefüllt, kann der Modus gestartet werden und jeder Zombie ist mit dem ersten Angriff enthauptet, auch die stärkeren Zombies mit Namen und kurzer Hintergrundgeschichte (die sich allesamt im Menü nachlesen lassen und häufig mit unverblümten Fakten über sexuelle Vorlieben aufwarten). Des Weiteren leuchtet Juliet dabei sehr bunt, ist unverwundbar und eine eigene Musik setzt ein – nein, das ist nicht die einzige Anspielung auf den bekanntesten Klempner der Welt!
Für Punktejäger, die sich übrigens auch in einem Rangmodus samt Weltranglisten messen können, besonders wichtig: Tötet man mindestens 3 Zombies gleichzeitig, gibt es mehr Medaillen, die seltenen Platin-Medaillen (nötig für den Kauf von Outfits, MP3s und Konzeptzeichnungen) und damit mehr Punkte in der Endabrechnung. Falls das als Motivation nicht genügt: Während der Zeitlupe bei der Massenenthauptung hat man die besten Blicke unter den Cheerleaderinnen-Rock – Spanner!
Wirklich schade finde ich, dass sich die Bosse nicht einzeln anwählen lassen. Die Level sind auf keinen Fall langweilig, jedes der 6 einzeln anwählbaren Level (+ Prolog) hat sein eigenes Thema und seine sehr individuellen Elemente, um abseits des Kämpfen für Abwechslung zu Sorgen. Das reicht von Pole Dance-Stangen, die Juliet für den Kampf nutzen kann, bis zu Sequenzen, in denen man mit einem Mähdrescher über ein Feld tuckert und die Gegner einfach und effektiv zerhäckselt, das Ganze dann zum Lied ''You spin me round'' von Dead or Alive. Wenn die Regenbögen über enthaupteten Zombies bis hierhin noch nicht die Frage nach den dafür verantwortlichen Drogen aufgeworfen haben, übernimmt Nick das an dieser Stelle, den es an eine Erfahrung mit Haschkeksen erinnert (Ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie Suda51 Ideenfindung betreibt?).
Dennoch: Die mehrstufigen, sehr klasse inszenierten Boss-Kämpfe hätten eigenen Modus verdient gehabt! So bilden sie am Ende jedes Level das Highlight, für das es sich lohnt, die Level auch noch mal zu spielen. Der Wiederspielwert ist allerdings wirklich nur gegeben, wenn man alles freischalten oder Highscores aufstellen will. Wenn man auf so etwas nicht steht und jedes Level genau einmal ohne zu häufiges Sterben durchspielt, ist man nach 5-6 Stunden fertig. Ich habe es auf allen Stufen durchgespielt und hatte so geschätzt 12 gute Stunden, die mir wirklich Spaß gemacht haben. Aber ich betone ganz klar: Wer bis hierhin hauptsächlich den Kopf geschüttelt hat, sollte Abstand von dem Geld nehmen, sonst ist mehr vermutlich eher frustriert, für so ein kurzes Spiel, dessen Humor einen nicht anspricht, 20€ ausgegeben zu haben.
Für diejenigen, die das Spiel eher als Fehlkauf sehen, fallen dann auch die technischen Macken mehr ins Gewicht. Was sich nämlich nicht leugnen lässt: Die Kamera ist stellenweise ein Albtraum. Sie nimmt manchmal Positionen ein, wo man nicht mal mehr sich selbst sieht. Es kommt selten vor, aber so was nervt immer. Im Gegensatz dazu funktioniert die Steuerung sehr gut und geht flüssig von der Hand.
Auch manche kleinen Interaktionen sind vielleicht nicht immer so ein Genie-Streich. Während z. B. die Pole Dance-Stangen oder auch ein Trampolin, was einem ermöglicht, per QTE von einem Zombiekopf auf den nächsten zu springen – eines der wenigen positiven Beispiele für QTEs, weil sie einem bei Erfolg einen Vorteil bringen, aber keinen sofortigen Tod beim Scheitern – durchaus witzig und nützlich sind, kann das Sägen von Türen eher nerven. Einfach, weil das beim Wiederholen irgendwann an Witz verliert, so gut es auch ins Spiel passt.
Grafik und Sound
''Does my butt look less ginormous when I'm all pink like this?''
Die Grafik reißt insgesamt keine Bäume aus. Beim Spielen ist sie solide, die Comic-Sequenzen sind sehr hübsch und die Cut Scenes gut. Das Spiel lebt von der Abwechslung und da liegt die große Stärke beim Design der Welten und Gegner. So unterscheiden sich die Zombies nicht nur im Verhalten, sondern auch im Aussehen und sind stark an die Welten angepasst. Die beinlosen Bauern-Zombies, die in der Luft schweben und mit Hühnern werfen, findet man folgerichtig im Farm-Level – logisch! Die grafische Qualität kann mit der Abwechslung nicht Schritt halten, ich empfand das Spiel aber nie als hässlich.
''He, now THIS is the essence of Elephant-Rock!''
Damit zur für mich größten Überraschung, nämlich dem Soundtrack. Das letzte, was ich hier erwartet hätte, ist die Feststellung, dass Lollipop Chainsaw einen der besten Soundtracks bietet, den ich seit einer ganzen Weile in einem Videospiel gehört habe. Ich bin kein Liebhaber von Soundtracks, egal, ob Film oder Spiel. SEHR selten bleibt überhaupt mal ein Titel hängen. Hier dagegen ist mir mehrmals aufgefallen, was für eine auch qualitativ gute Vielfalt geboten wird. Es fängt an beim namensgebenden Lollipop-Lied, welches man bei jedem Shop-Besuch zu hören bekommt. Es geht weiter beim Ohrwurm ''Mickey'' von Toni Basil, dem Song während der Glitzerjagd. Als nächstes kommen die Tracks der Boss-Kämpfe. Der Kampf gegen Lewis in Level 5 ist für mich nicht zuletzt wegen der Musik einer der coolsten überhaupt. Spätestens, als mit ''Heroes of our Time'' von Dragonforce einer meiner Lieblings-Metal-Songs im letzten Level ertönte, war es dann definitiv um mich geschehen. Von 80er Pop-Musik bis Metal, von Lizenz-Tracks bis Originalsongs – die Auswahl ist klasse und es lässt sich eine Liste von bis zu 5 Songs anlegen, die während des Spielens, von besonderen Momenten abgesehen, abgespielt werden sollen. Aber auch die musikalischen Voreinstellungen sorgen stets für die passende Musikuntermalung während den Kämpfen.
Die Synchronstimme von Juliet wurde bereits lobend erwähnt, die übrigen Sprecher geben sich ebenfalls keine Blöße, ob Familienangehörige oder Bosse. Für einen eher trashigen Titel eine wirklich gelungene Synchronisation.
Fazit
''Yesterday I stubbed my toes like: This is the worst day ever! Yeah... not quite...''
Mit Lollipop Chainsaw unterstreicht Goichi Suda einmal mehr, dass er keine konventionellen Spiele mag. Es ist definitiv ein spezielles Spiel, das trotz halbnackter Heldin mit Kettensäge und Zombies keine größeren Massen ansprechen wird. Es bleibt aber die These bestehen: Kein Spiel, in dem leicht bekleidete Heldinnen mit Waffen auf Zombies losgehen, kann wirklich schlecht sein. Im Gegensatz zu Spielen wie OneeChanbara muss sich Juliet auch wirklich nicht nur auf diese eine Aussage reduzieren lassen. Der Humor geht konsequent seinen Weg und ebbt nicht schon nach dem ersten Level ab. Es vergehen nie 5 Minuten, bis wieder etwas unvorhersehbares passiert oder gesagt wird. So viele gelungene Anspielungen auf Spiele, Filme, Personen, Trends und Ähnliches gibt es sonst nur bei westlichen Cartoons. Man kann sich nicht einfach durch die Gegner schnetzeln, sondern muss schon geschickt ausweichen und auf sie reagieren. Gerade die genialen Bosse muss man hier hervorheben. Und Juliet und Nick sind ein überraschend lustiges Team und die Dialoge der beiden halten den Humorpegel stets oben. Einige technische Ärgernisse gibt es dennoch, die auch für Suda51-Spiele nicht neu sind. Gerade die Kamera entpuppt sich gelegentlich als ein Kampf für sich. Auch sollte es eigentlich nicht so sein, dass man öfter wegen Reaktionstests stirbt als wegen den eigentlich Kämpfen. Die Spielzeit ist darüber hinaus mit rund 6 Stunden grenzwertig kurz, aber zumindest werden Suda-Fans jede einzelne Minute genießen können. Ich kann über die Schwächen hinwegsehen und hoffe, dass diese Sorte Spiele nicht verschwinden werden, denn solche Kontraste zu den Spielen, die erwachsen sein wollen und sich dabei viel zu ernst nehmen, halte ich für wichtig. Ich hatte großen Spaß beim Spielen und kann jedem, der sich auf diese Art von Humor einlassen kann, das Spiel nur empfehlen. Erwartet keine Revolution, in den letzten Jahren sind verdammt viele (sehr) gute Hack'n Slays auf den Markt gekommen, die spielerisch noch eine Klasse besser sind. Diesen reinen Spielspaß, so eine lockere, unbeschwingte Freude mit einem obendrein so gelungenen Soundtrack habe ich allerdings mit keinem Spiel aus diesem Genre so erlebt.
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