Wenn man mich jetzt direkt nach Abschluss der Story (8,5 Stunden) fragen würde, wie mir Binary Domain gefallen hat, würde ich sogleich antworten: Sehr gut! Das liegt aber vor allem daran, dass die Story gegen Ende hin noch einige echt gute Twists auf Lager hat, die das Gesamtpaket deutlich aufwerten. Auf jeden Fall ist Binary Domain ein solider Third-Person-Shooter. Und auch wenn sich 'solide' immer bisschen mies anhört, trifft das auf diesen Titel so keinesfalls zu. Es sind einige Umsetzungsschwächen, welche ihre Schatten auf die positiven Aspekte werfen.
Die Grafik zum Beispiel... Einen Großteil des Games kämpft man sich durch Schlauchpassagen, die nur mäßig detailliert sind und öde wirken. Dann aber öffnen sich wieder große Räumlichkeiten, in denen einem gigantische Bosse entgegentreten, die noch dazu allesamt sehr gut designed sind. Generell fand ich die zersplitternden und in ihre Einzelteile zerlegbaren feindlichen Bots sehr gelungen. Die Zerstörungsorgie, die man somit unter seinen Feinden anrichten kann, hat mich bis zum Ende motiviert....
... auch wenn es Gameplay bezogen nicht so viel Abwechslung gibt. Es ist nun mal ein Third-Person-Shooter mit Fokus auf Ballern und einem Deckungssystem, das relativ gut umgesetzt wurde. Aber auch hier: Abwechslung ist nur ansatzweise gegeben. Die eingestreuten Passagen, in denen man (gleich zu Anfang) schwimmt oder mit anderen Fahrzeugen unterwegs ist, halten sich in Grenzen und wirken oftmals aufgrund der etwas einfalls- und lieblosen Umsetzung bemüht. Dennoch sorgen sie für Kurzweil, auch wenn hier mehr drin gewesen wäre.
Zusätzlich stehen einem im Verlauf des Spiels diverse Gefährten zur Seite, deren Fähigkeiten und Equipment man auch aufbohren kann. Das bringt nicht gerade viel, denn man muss die Hauptarbeit stets selbst erledigen. Noch dazu kommt es immer wieder vor, dass einem die Weggefährten vor das Mündungsfeuer laufen, und sich dann beschweren, wenn man ihnen eine Ladung Blei in den Hintern pumpt. Selber schuld.
Binary Domain bietet auch eine Sprachsteuerung via Headset an. Diese kann alternativ über das Pad abgewickelt werden. Leider wiederholen die Gefährten andauernd ihre dämlichen Sprüche, und gerade während eines Gefechts, bei dem man z.B. aggro alles platt macht, kann es sein, dass einer der Gefährten von einer drohenden Niederlage faselt, nur weil er gerade einen Streifschuss abbekommen hat. Am Anfang lacht man noch über solche Ungereimtheiten, aber später nervt es, bis man es schließlich überhört, was sicherlich nicht Sinn der Sache sein kann.
Noch etwas zu den Gefechten: Die Steuerung und das Deckungssystem gehen gut von der Hand. Sprintet man auf entsprechende Mauerkanten und Gegenstände zu, geht die Spielfigur automatisch in Deckung. Das ist zwar komfortabel, kann aber auch dazu führen, dass man irgendwo in Deckung geht, obwohl man eigentlich daran vorbeisprinten wollte. Außerdem fällt auf, dass sich die Spielfigur in bestimmten Situationen nur träge bewegt. Gerade im Infight läuft das Zielen etwas schwerfällig ab. Und wenn man mal von einem fetten Boss umgehauen wurde und danach in Deckung flüchten will, kann es sein, dass man nicht schnell genug wegkommt und gleich wieder zu Boden geht. Ärgerlich.
Alles in allem kann ich das Game aber nur jedem empfehlen, der Third-Person-Shooter mag. Denn trotz der genannten Mängel weiß das Spiel zu unterhalten. Die Story zieht später gewaltig an und wird interessant. Auch wenn sich das Dauergeballer wiederholt: Die Zerstörbarkeit der Feinde fand ich erfrischend. Und die Bossfights sind allesamt gelungen und abwechslungsreich. Für den mittlerweile niedrigen Preis kann man nichts falsch machen.
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