Nachdem die Thematik des 2. Weltkrieges und speziell die des D-Days in Videospielen mittlerweile so oft verwendet wurde, dass sie eigentlich allen Spielern zum Halse heraushängen müsste, haben Gearbox und Ubisoft mit "Brothers in Arms: Road to Hill 30" doch noch eine neue Innovation auf den Markt bringen können. Der Titel lässt euch den D-Day und die ersten Tage danach hautnah und mit aller Brutalität miterleben. In "Brothers in Arms" geht es um keinen speziellen Helden, der über das Schlachtfeld rennt, hundert Waffen trägt und tausend Schüsse aushält. "Brothers in Arms" erzählt die Geschichte der amerikanischen 101. Luftlandedivision, die vor über einem halben Jahrhundert in der Normandie kämpfte. Euer Team besteht zwar aus fiktiven Personen, doch wurden die Einsätze und Handlungsorte den realen Vorbildern akribisch nachempfunden ? "Brothers in Arms" will so realistisch wie nur eben möglich sein.
Nach eurem Absprung aus dem Flugzeug seid ihr erst einmal alleine unterwegs, bekommt vom Spiel die wichtigsten Funktionen jedoch genau erklärt ? ein gesondertes Tutorial ist nicht existent. Bereits nach wenigen Minuten trefft ihr auf eure ersten Kameraden, die wie ihr nach dem Fallschirmsprung weit verstreut wurden. Erste Gefühle der Freude über das Wiedersehen machen sich breit, doch halten diese nicht lange an: Es wimmelt nur so von Deutschen! Es geht nun aber nicht darum, hunderte von Feinden über den Haufen zu schießen, denn selbst zwei Gegner können euch schon gewaltig einheizen. Wie anfangs gesagt, "Brothers in Arms" setzt voll und ganz auf Realismus. Daher laufen Gefechte in der Regel so ab: Nachdem ihr einen Trupp Gegner erspäht habt, lasst ihr diesen von euren Leuten unter Sperrfeuer nehmen und versucht anschließend, euch von der Seite heranzupirschen.
So könnt ihr die Nazischergen überraschen und möglichst ohne eigene Verluste ausschalten. Selbstverständlich könnt ihr auch selbst das Sperrfeuer eröffnen und eure Kameraden angreifen lassen, welche das auch sehr geschickt anstellen. Das System für das Geben von Befehlen ist sehr einfach aufgebaut und somit äußerst leicht zu erlernen. Wer den einsamen Rambo spielen will, ist hier falsch, denn ihr und eure Leute könnt nur wenige Treffer einstecken. Versucht ihr also eine gegnerische MG-Stellung direkt von vorne und ohne Sperrfeuer einzunehmen, könnt ihr euch sicher sein, dass ihr sterben werdet. Hinzu kommt, dass ihr immer nur zwei Waffen tragen könnt und diese auch, wie eben damals üblich, nicht sehr präzise sind. Schüsse aus der Ferne machen so kaum Sinn, die beschriebene Flanken-Taktik ist ein Muss.
Eure Einsatzziele in den Missionen gestalten sich relativ vielseitig. So müsst ihr unter anderem Baumstämme wegsprengen, einen Panzer eskortieren oder Stellungen des Feindes einnehmen und Gegenangriffe abwehren. Einige Ziele wiederholen sich zwar mit der Zeit im Kern, doch wird das Spiel nie langweilig, die spannenden Kämpfe verhindern dies. Nun habt ihr ja auch in einigen Missionen einen Panzer zur Seite stehen, welchen ihr wie euer Team befehligen könnt. Er eignet sich wunderbar als zusätzliche Deckung, sofern der Feind nicht über panzerbrechende Waffen verfügt. Die künstliche Intelligenz im Spiel ist auch äußerst gelungen, auch wenn eure eigenen Mannen nicht immer den sichersten Weg zum Ziel nehmen. Dennoch gehen sie völlig selbstständig in Deckung und nehmen den Feind bei Kontakt unter Beschuss. Dieser weiß sich aber zu wehren und geht ebenso gekonnt in Deckung.
"Brothers in Arms" ist aufgrund des hohen Realitätsgrades auch äußerst schwierig und desöfteren werdet ihr einen Level entweder neu beginnen oder den letzten Checkpoint laden müssen (zudem gibt es auch keine Medikits). Die Motivation weiterzuspielen bleibt aber stets gegeben, da das Spiel an keiner Stelle unfair wird, sondern eben nur viel Geschick fordert. Ebenso brutal wie schwer ist der Titel aber eben auch, was zur Folge hat, dass sämtliche Grausamkeiten der Schlacht entsprechend herüberkommen. Der Tod von Deutschen sowie der von Amerikanern wird gezeigt, was klar machen dürfte, wie sinnlos der Krieg ist. Monologe eures Hauptcharakters zwischen den Einsätzen unterstreichen dies. In Anbetracht solcher Bilder und Worte fängt man sich an Gedanken zu machen: Mit dem gerade erschossenen Deutschen hätte man vermutlich auch in guter Runde ein Bier trinken können. Abgesehen hiervon bietet "Brothers in Arms" auch einen Multiplayer-Modus für zwei bis vier Spieler, in dem ihr gegeneinander Stellungskämpfe austragen könnt.
Zu guter letzt sei noch die, besonders auf PC und Xbox, spektakuläre Technik des Spiels erwähnt. Die Grafik wirkt absolut realistisch, gar lebendig, obwohl sie den Tod zeigt. Es blitzt und donnert und Rauch steigt auf in den Himmel. Ebenso genial ist die tonale Begleitung mit deutschen Synchronsprechern, die zum Besten der letzten Zeit gehören. Musik gibt es jedoch nur im Menü, nicht auf dem Schlachtfeld. Dies ist nur positiv zu werten, wird die Atmosphäre doch so um ein weiteres realistisches Element erweitert.
Fazit: "Brothers in Arms: Road to Hill 30" hat mich begeistert! Der Titel kann von der ersten bis zur letzten Minute mit dramatischen Kämpfen und einer selten gesehenen Realitätsnähe überzeugen. Absolut jeder Kampf benötigt taktisches Geschick, durchrennen und ballern ist nicht drin. Bekommt ihr in den Stellungskriegen aber doch einmal Übersichtsprobleme, steht euch jederzeit eine taktische Übersichtskarte zur Verfügung. Leider ist die Story in circa 13 Stunden durchgespielt und leider lässt sie sich nicht zusammen mit einem Freund spielen. Der Schwierigkeitsgrad ist stellenweise extrem hoch, aber wie bereits im Haupttext gesagt nicht unfair. Alles in allem ist "Brothers in Arms" also für jeden Taktik-Action-Fan zu empfehlen! Schade nur, dass die PS2-Version technisch nicht ganz an PC- und Xbox-Varianten heranreichen kann - dafür ruckelt's dann doch zu stark...
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