Nachdem ich LOS vor wenigen Tagen beendet hatte, musste ich mich nach einem Blick auf die Savegame-Zeit erst mal besinnen. Dort stehen nämlich nur knappe 20 Stunden. Ich war aber gefühlte 30 Stunden + in LOS unterwegs. Wahrscheinlich wurde nur die Netto-Spielzeit gewertet, denn LOS ist ein durchaus harter und langwieriger Spielebrocken. Auf dem Schwierigkeitsgrad 'normal' hatte ich ab Kapitel 6 immer wieder Probleme beim zügigen Vormarsch. Das mag auch daran liegen, dass ich gerne stupide aggroschnetzel und mir für das ewige Herumrollen, Ausweichen und Blocken oftmals die Geduld fehlt. Für LOS sollte man sich aber durchaus Zeit nehmen. Entgegen der immer wieder in den späteren Kapiteln für konvulsivische Hasszuckungen sorgenden Mobs stellen die Bossgegner leider weniger ein Problem dar, sofern man die Spielemechanik in diesen Abschnitten durchschaut. Das ist dann wiederum etwas fade. Generell - und das muss man schon zugeben - gibt es einige 'major flaws' bei LOS, die den Spielspaß doch gewaltig trüben können. And here they come...
- Die Kamera.... eigentlich für so ein Game ein absolutes No-Go. Durch die festgestellte Kamera kommt es wirklich oft vor, dass die Übersicht gravierend leidet. Teilweise sieht man die Gegner nicht, oder die Spielfigur selbst ist außerhalb des Sichtbereichs, oder aber man weiß nicht, wo man genau hinspringen könnte, um Secrets mit den wichtigen Kristallen zu finden, weswegen man schon mal kurzentschlossen in den Tod springt... Das ist ganz schlecht gelöst. Und allein die miese Kamera war der Grund, weswegen ich LOS nach zwei Kapiteln bereits wieder in die Tonne treten wollte. Naja...
- ... und gerade im Hinblick auf die feste Kamera ist das sog. 3D technisch zwar vorhanden, aber es bringt nur wenig, weil ich die Kamera eben nicht frei justieren kann. Es ist somit irgendwie ein Fake-3D-Isometrie-Hybridgame.
- Auch wenn die Locations bisweilen riesig wirken, sind die Wege durch die Level doch sehr eingeschränkt. Die vorgegaukelte Freiheit fällt schnell auf, will man sich mal abseits des angedachten Weges bewegen. Denn das ist schlichtweg nicht möglich. Zwar gibt es in den Abschnitten hin und wieder Shortcuts oder alternative Wege, doch diese sind ebenfalls schlauchig und wohlkalkuliert vorgegeben. Zudem bieten diese optionalen Routen auch Frustpotenzial, da man innerhalb eines Levels ab bestimmten Wegmarken nicht in frühere Abschnitte zurückkehren kann, und das Level somit wiederholt spielen müsste, um alle Wege zu sehen und evtl. alle Kristalle usw. zu finden.
- Der Wiederspielwert wird noch durch ein weiteres Detail gestreckt: Gabriel erlangt nach und nach Fähigkeiten, mit denen er dann auch Secrets in längst beendeten Levels erreichen kann, die zuvor unzugänglich gewesen sind. Somit bietet es sich natürlich an, in diese Levels, die auch nach dem Durchspielen jederzeit frei anwählbar sind, zurückzukehren, und den selben Mist nochmal zu zocken. Wer's mag.... ich finde diese Art der Charakterentwicklung allerdings etwas plump. Man denke da mal an die frühen Legacy of Kain Games. Dort war die Entwicklung der Spielfigur durch die freie Levelstruktur wesentlich dynamischer und wirkte nicht so aufgesetzt.
- Die Kletterpassagen fand ich allesamt anspruchslos. Das tritt v.a. in den Titanen-Bosskämpfen zutage. Hier wird die Kletterei so simpel dargeboten, dass der Kampf gegen diese riesigen Kolosse zum simplen Abarbeiten einer Knöpfchendrückerei verkommt (R2-Halten um nicht abzustürzen - alles jut).
- Die vielen verschiedenen Kombos sind zwar an sich nett, bringen aber im harten Mob-Infight nur bedingt Erfolg. Oftmals genügen simple Kombos, um sich Freiraum zu schaffen. Lediglich Geduld muss man haben... Wenn es primär um Geduld geht, kann ich aber auch Mikado spielen.
Nun denn, es gibt auch einige positive Aspekte:
+ Die Locations machen grafisch was her. Die Areale sind durchaus schön und detailliert gestaltet. Auch das Gegnerdesign hat mir gefallen.
+ Die Story wird gut erzählt, auch wenn der Hauptcharakter etwas blass bleibt. Vor allem das reumütige und moralinsaure Geschwätz zum Ende hat mich etwas genervt.
So viel Kritik und dann doch vier Sterne? --- Es macht eben schon Spaß, das Game zu spielen, sofern man sich mit der fixen Kamera anfreunden kann. Aber etwas frustresistent sollte man sein. Leider hat das Game nur noch wenig zu tun mit den klassischen Castlevania-Games, und auch gegen GoW kann es m.E. nicht anstinken, da dort neben der besseren Kameraführung auch die Kämpfe und Bossfights um einiges fetter und fieser präsentiert werden. Dennoch: Wer auf solche Art Spiel steht, sollte definitiv Probe spielen. Auch wenn mich vieles genervt hat, konnte mich das Gesamtpaket dann doch bis zum Ende fesseln, und das ist mir 4 Sterne wert.
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