PS3-Review, durch in 45 Std., zuletzt Lvl. 54
DD ist ein ungeschliffener Action-RPG-Diamant mit einigen technischen Schwächen und Komfort-Unzulänglichkeiten. Dafür packte mich DD über die Atmosphäre. Gerade die finster-schmutzigen Dungeons erinnerten mich an Demon's Souls, und die dicken Wichte, die man beklettern kann, bieten mitunter taktisch angehauchte Action vom Feinsten. Vor allem zum Ende des Hauptspiels (die Erweiterung habe ich noch nicht gezockt) werden nochmal richtig derbe Brocken aufgefahren, die den Actiongehalt und den Anspruch nach oben schrauben.
Auch wenn die Story um den Drachen-Zyklus - trotz Twist zum Ende - eher lahm vor sich hindümpelt, besticht DD durch einige interessante Ideen. Hierzu gehört ohne Zweifel das Vasallen-System. Denn in DD ist man nicht mit seinem Helden allein unterwegs. Zur Seite gestellt wird einem ein quasi 'Leibeigener' Vasall, der als NPC gesteuert wird. Sowohl das eigene Alter Ego als auch diesen Hauptvasallen kann man bzgl. Klasse und Aussehen im Detail konfigurieren. Das macht Sinn, denn es besteht die Möglichkeit, dass der eigene Vasall online entliehen wird, und für andere Spieler gute Dienste leistet, sich Quest-Wissen aneignet und somit nützlicher zur Tat schreiten kann. Natürlich wählte ich einen weiblichen Hauptvasallen mit passendem Namen ('Mumu'), damit man gleich weiß, was Sache ist. Neben diesem Hauptvasallen darf man zwei weitere Knilche mit auf die Reise nehmen, die man entweder direkt in der Spielwelt oder in einer Meta-Welt, dem sog. Rift, rekrutiert. Auch hierbei handelt es sich um NPCs, die AI-gesteuert sind, und die entweder zufallsgeneriert oder von anderen Spielern entliehen werden können. Ein Rating-System macht die Qual der Wahl etwas leichter.
Das Vasallen-System hat allerdings auch Nachteile, denn während man selbst zusammen mit dem Hauptvasallen fleissig auflevelt, verharren die beiden angeheuerten Vasallen auf ihrem Level. Somit ist kein Raum für langfristige Bindungen. Stattdessen heuert man immer wieder neue Vasallen mit höheren Exp-Lvl. an. Zugleich besteht die Möglichkeit, auch höherklassige Vasallen gegen Ingame-Währung, die man u.a. beim Questen erhält, anzuheuern. Diese Knilche können extrem hilfreich sein, wenn es gegen die dicken Brocken geht. Notwendig sind sie aber nicht. Hat man den eigenen Char erst mal ordentlich hochgelevelt, kann man theoretisch alle Wichte selber platt machen, vorausgesetzt man hat ausreichend Heiltränke mit dabei.
Ein weiterer Pluspunkt von DD ist das Kombinieren der Items. Hier läßt sich wirklich viel an den unterschiedlichsten Ingredienzen, die man überall findet, mischen und zusammensetzen. Auch wenn die Item-Verwaltung nicht optimal ist, macht das Ausprobieren Laune. Die Resultate sind zumeist hilfreich. Das Item-Management im Allgemeinen erfordert aber mitunter Geduld, wenn z.B. der eigene Charakter überladen ist, und Gegenstände umgruppiert werden müssen.
Kommen wir zur WELT. Diese ist zwar mitnichten so riesig wie z.B. bei Skyrim, aber sie erschließt sich wesentlich langsamer und zurückhaltender. Schnellreisen gibt es nur im Hinblick auf den Rückweg zur Hauptstadt. Später erhält man einen weiteren Zielkristall, zu dem man mit einem Reisestein teleportiert werden kann. Richtig komfortabel ist das nicht, und die Fußmärsche kosten mitunter viel Zeit, v.a. weil auch die Gegner - bis auf die Questgegner - immer wieder respawnen (glücklicher Weise ohne mitzuleveln). Das mag für's Farmen gut sein, der Gameplay-Fluss wird dafür gehörig ausgebremst und nicht selten haderte ich über den ungewohnten Mangel an Komfort. Selbst schon in höchstem Alter kam mir diese Einrichtung äußerst altmodisch vor. Auf der anderen Seite lernt man die Landstriche kennen, man schweift vom Weg ab, erkundet mögliche Abkürzungen abseits der Wege, usw...
Wie bereits im Hinblick auf das Vasallen-System angesprochen, birgt der notwendige Tausch der Vasallen die Gefahr, dass keine rechte Bindung innerhalb der Party aufkommt. Auch die klassische RPG-Attribut-Verteilung gibt es in DD nicht. Stattdessen werden klassenspezifische Fähigkeiten und Kampfmanöver erlernt. Innerhalb der Klassen erklimmt man durch Quest-Erfüllung Ränge, und auch die Klassen kann man wechseln. Somit besteht ein großer Spielraum für die Ausprägung und Entwicklung des eigenen Charakters, auch wenn es bei DD 'die' Party per se nicht gibt. Mich persönlich hat das gar nicht gestört. Im Gegenteil: Ich fand es sogar recht spannend, die Gruppe im Hinblick auf die beiden austauschbaren NPC-Begleiter immer wieder taktisch neu aufzustellen und ggfs. zu pimpen.
Aber genug der Worte. Wer RPGs mag, sollte DD auf jeden Fall anspielen. Hier und da mag man zunächst von einigen Ecken, Kanten, Detailarmut und Popups abgeschreckt werden. Durchstreift man aber erst Mal die Welt mit den verschiedenen Herausforderungen zu den unterschiedlichen Tageszeiten und mit den finsteren Gewölben, die ohne Laterne wirklich stockfinster sind, so wird man von einer dichten Atmosphäre und einer wahrlich bei Laune haltenden Action gefangen genommen, die mich teilweise bis tief in die Nacht vor den TV fesselte.
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