FIFA Street ? Review
Ihr seid auf der Suche nach einem neuen und vor allem aktuellen Fußball-Titel? ?Pro Evolution Soccer 4? und ?FIFA Football 2005? kommen euch aber nicht ins Haus, da sie nicht arcadelastig genug oder bereits mehrfach durchgespielt sind? Ok, da hätten wir eine Alternative: In ?FIFA Street? macht ihr ähnlich wie in ?NBA Street V3? und ?NFL Street 2? die Hinterhöfe und Straßen unsicher. Ob es sich hierbei um einen flotten Kick oder ein Eigentor handelt, wird im nachfolgenden Review geklärt.
Papa, ich will Fussballprofi werden
Das Herz des Titels ist der so genannte Absolut Street Modus. Dabei handelt es sich um eine Art Story-Modus - ihr reist um die Welt und zeigt, was in euch steckt, wenn ihr in zehn Metropolen gegen die Weltelite im Straßenfußball antreten müsst. Bevor jedoch euer Privatjet startet, muss erstmal ein Kicker erstellt werden. Wie es in den anderen ?Street?-Titeln schon der Fall war, dürft ihr von Größe, Muskulatur und Gesichtsbehaarung bis hin zum Outfit alles verändern. Damit euer Nobody zu Anfang nicht ganz ohne Skill durch die Gegend kickt, dürft ihr noch ganz wie in einem RPG Punkte in den verschiedenen Kategorien wie zum Beispiel Tempo, Schusskraft oder auch Tackling verteilen.
Um kein unbeschriebenes Blatt zu bleiben, könnt ihr mit den gewonnenen Credits euren Spieler in den verschiedenen Kategorien aufwerten oder ihr fordert die ganz Großen heraus. Entweder treten sie freiwillig gegen euch an, da ihr euch auf der Straße bereits einen Namen gemacht habt, oder ihr setzt einfach einen Haufen Geld ein, um sie zu einem Match zu "überreden". Solltet ihr das Duell gewinnen, so steht euch ein neuer Spieler zur Verfügung.
Mach mir den Trickstar
In ?FIFA Street? stehen neben dem flotten Spielablauf vor allem Tricks im Vordergrund. Mit dem rechten Analogstick führt ihr akrobatische Balleinlagen durch. So zaubert ihr einen Hackentrick nach dem anderen auf den Schirm oder lasst einen Gegenspieler elegant mit einem Übersteiger aussteigen. Damit sich das Ganze auch ordentlich bezahlt macht, bekommt ihr für jeden ausgeführten und geglückten Trick Punkte, die euch auf eurem Gamebreaker-Konto gutgeschrieben werden und dadurch eine Leiste füllen, wie sie schon aus den vorherigen ?Street?-Titeln bekannt ist. Ist der Balken erst einmal voll, könnt ihr einen wuchtigen Schuss abgeben, der für den Torwart kaum zu halten ist und zudem sehr schön in Zeitlupe präsentiert wird. Allerdings wirkt das Tricksystem ein wenig aufgesetzt und ist sogar unnötig, denn ihr kommt oft schneller zu einem Torerfolg, wenn ihr einfach eine Passstafette oder eine schöne Flanke von der Seite reingebt.
Regeln ade
Trotz der Tricks und den vielen lizenzierten Top-Spielern weist das Gameplay leider einige Schwächen auf. Ihr werdet auf den Plätzen ohne Linienrichter, Schiedsrichter oder Ähnlichem auskommen müssen, so dass ihr im ganzen Spiel keinen einzigen Pfiff hören und auch keine Verwarnungen erhalten werdet. Dies hat zur Folge, dass es zwar sehr rasant zur Sache geht, es sorgt aber auch für den einen oder anderen Frustmoment. Die gegnerische Mannschaft wird oft direkt vor dem Tor eine Mauer aufstellen und diese kann nur schwer durchdrungen werden. Um euch den Ball abzuluchsen, werdet ihr oft gnadenlos niedergestreckt, weshalb vor allem Spiele im höheren Schwierigkeitsgrad oft zu Grätsch- statt Trick- und Passorgien ausarten.
KI? Welche KI?
Die größte klar erkennbare Schwäche des Straßenbolzers ist die miserable KI (Künstliche Intelligenz). Es kann schon einmal vorkommen, dass man ganz alleine vor dem Tor steht und nichts rührt sich. Der Torwart steht im Tor, als hätte er sich gerade erst in die Hosen gemacht und die Verteidiger säbeln einem sowieso bei jeder Gelegenheit die Füße ab. Kommt es jedoch zu einem Abpraller, verhält sich der Mann zwischen den Pfosten wie ein Fliegenfänger. Er springt wie wild herum und fängt schon fast unhaltbare Bälle ohne Probleme. Wenn die Pille kurz darauf jedoch nach einem Gurkenschuss das Torinnere sieht, fragt man sich: ?Bitte? Haben die Piblica von Cottbus im Tor?? Auch durch Tricks kann man die Kollegen von Herrn Kahn & Co ganz schön alt aussehen lassen.
Aber nicht nur der Tormann ist ein wenig weich in der Birne, auch den Feldspielern ist der Verstand vom Schlage eines Andy Möller zu attestieren. So laufen Verteidiger einem verlorenen Ball nicht nach, sondern sehen lieber auf den knackigen Hintern des Gegners. Dies hat natürlich zur Folge, dass die gegnerischen Stürmer oft Alleingänge hinlegen können. Außerdem kann man einige Tricks gar nicht erst abwehren und sieht dem Gegenüber dabei einfach nur auf die Schuhe. Hier sollte ?EA Big? auf jeden Fall noch mal Nachhilfeunterricht in Betracht ziehen.
Von Hinterhöfen und Kommentatoren
Grafisch ist das Spiel durchweg ganz ordentlich, die verschiedenen Plätze und Hinterhöfe sind schön in Szene gesetzt und bieten einiges an Abwechslung. So hat jede Metropole ihren eigenen Stil und spiegelt das jeweilige Land wieder. Auch die Animationen und das Aussehen der Spieler wissen zu gefallen. Starspieler erkennt man sofort wieder, und an den toll präsentierten Tricks kann man sich kaum satt sehen.
Soundtechnisch gibt es auch nichts zu meckern, die Menü- und Spielmusik gefallen einem sofort. Von harten Klängen bis hin zu südamerikanischer Musik ist alles vertreten, was das Fußballherz begehrt. Was jedoch kräftig in die Hose gegangen ist, ist der total verhunzte und einem sofort auf den Nerv gehende deutsche Kommentator. Mit Sprüchen wie ?Yo ey, da sind wir wieder, Alter? macht er sich keine Freunde und wird sofort auf stumm geschaltet. Alternatisch steht euch auch der etwas angenehmere englische Kommentator zur Verfügung, der nicht jeden Schuss und jedes Tor bejubelt, als wäre es das Ende der Welt.
Fazit
Mit ?FIFA Street? liefert ?EA? in kürzester Zeit den nun schon dritten Titel dieser Gattung ab, leider sieht man ihm das aber auch an. Man sollte sich vielleicht doch manchmal ein wenig mehr Zeit mit dem einen oder anderen Titel lassen. Ein kleiner Fehler hier, eine kleine Macke da - die meisten Pannen sind völlig unnötig und hätten relativ leicht korrigiert werden können. So bleibt unterm Strich ein spaßiger Fußball-Arcade-Titel, der jedoch nicht auf ganzer Linie überzeugen kann. Fußballfanatiker aber, die schon immer einmal wissen wollten, was die Spieler in ihrer Freizeit machen, können zugreifen. Der Rest sollte es vorher anspielen.
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