PC-Review, Karriere durch in 24 Stunden
Seit Monaten spiele ich Grid2. Mal mehr, mal weniger. Aber doch immer wieder. Seit einer Woche hat es mich erneut so richtig gepackt und nun habe ich es heute mit dem Finale von Season 5 beendet. Das wichtigste vorweg: Grid2 hat mit Grid nichts mehr zu tun. Wenn man boshaft sein möchte, wird man sagen: Grid2 ist vercasualisierte Mainstream-Arcade-Raserei ohne richtigen Anspruch. Leider ist diese Kritik auch angebracht. Tuning, Modifikationen, das Erarbeiten der Autos, der Simulationsgehalt, die abwechslungsreichen Strecken und Duelle... Fast nichts konnte sich in die Fortsetzung hinüberretten. Am Lachhaftesten: Man fährt nicht mehr um Preisgelder sondern buhlt um Youtube-Fans. Wie blöd ist das bitte?
Nichtsdestotrotz wartet Grid2 mit guter Grafik-Engine, fetten Karren, gutem Schadensmodell, verschiedensten Herausforderungen und langer Spielzeit auf. Gerade am Anfang konnte mich die Grafik blenden. Leider bedient sich Grid2 eines massiven Strecken-Recyclings. Zunächst fährt man nur Teilstrecken, die dann im Lauf der Karriere immer weiter aufgeschaltet werden. So kommt es nicht selten vor, dass man immer wieder die selben Streckenabschnitte zu sehen bekommt. Vorwärts, rückwärts, usw. Mit der Zeit langweilen diese Wiederholungen.
Bei den Kurstypen dominieren die Stadtrennen. Küsten- und Bergstrecken sind ebenso vorhanden, reine Rennstrecken gibt es hingegen nur noch wenige. Später gibt es auch noch Nachtrennen, soll heißen: Man darf all die Strecken, die man bereits tagsüber gefahren ist, nun auch nachts fahrem. Tolle Idee. Dennoch: Die Strecken an sich sind schon gut und wissen durch die Kursführung zu gefallen. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist es jedoch oftmals schwieriger, der tölpelhaften und rempelfreudigen Gegner-KI auszuweichen, anstatt sauber den Kurs abzufahren. Wer schnell an die Spitze des Feldes kommt, kann hingegen oftmals relativ gemütlich die Runden abfahren.
Die Fahrzeuge sind keine Fantasie-Boliden, wie beispielsweise bei RR Unbounded. Ab Season 4 warten hier echt geile Karossen auf (Aston Martin, Bugatti, Königsegg, usw.). Grundsätzlich unterscheiden sich die Fahrzeuge durch den Antrieb und die Ausrichtung bzgl. Grip, Drift, Ausgeglichen, usw... Leider ist die Steuerung trotz dieser Einstufung im Hinblick auf die verschiedenen Modelle doch sehr eindimensional und simpel ausgefallen. Schwammig. Ein differenziertes Feeling kommt nur ansatzweise rüber. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich nun ein Fahrzeug mit Ausrichtung Drift oder Grip wähle, doch wenn ich verschiedene Fahrzeugmodelle mit derselben Ausrichtung wähle, fahren sich diese nahezu identisch.
Und wenn wir schon dabei sind: Das Driften... WTF! Drift-Events spiele ich grundsätzlich nicht. Wenn ich drifte, dann lediglich in meiner Wende-Unterbumpel. Glücklicher Weise halten sich die Drift-Events bei Grid2 in Grenzen. Dennoch kommt man um das Driften oftmals nicht herum. Nur wenig einleuchtend scheint es mir dabei zu sein, dass man sich mit Drifts stets schneller durch die Kurven bewegt als mit klugem Fahren... Die Challenges, wie z.B. Duelle, Checkpoint-Rennen, Eliminator, Überholen-Events, usw. sind allesamt recht abwechslungsreich. Positiv ist ebenfalls, dass das Gummiband nur dezent nervt.
Fazit: Grid2 ist casual und Arcade. Gut, dass ich Arcade-Racer mag. Außerdem sieht es nicht schlecht aus und bietet umfangreichen Spielspaß, wenn man bei all den Versimplifizierungen dem Vorgänger nicht allzusehr hinterher heult. Für mich 3 Sterne mit leichter Tendenz zu 4 Sternen. Leider ist Grid2 aber weit von einem Schwergewicht im Racer-Zirkus entfernt. Sollte es einen dritten Teil geben, muss zunächst der dämliche Sprecher (Ingenieur) entfernt werden, der einen mit seinen beknackten Kommentaren nicht selten vollends in Raserei versetzt.
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