(Anmerkung: Dieses Review bezieht sich auf Half-Life 2 und Episoden.)
Es kam nicht oft vor, dass ein Spiel mit einer solchen Vorfreude erwartet wurde. Lange musste man warten, aber letztendlich hat es sicht gelohnt, denn bei HL² handelt es sich um ein episches Meisterwerk. Nicht nur dass es mit einer auch heute noch recht schön anzusehenden Grafik aufwartet, auch erzählerisch und spielerisch haben wir es hier mit einem echten Knaller zu tun.
Fangen wir ganz vorn an: Außerirdische namens Combine sind durch ein Portal auf die Erde gelangt und haben sie binnen kürzester Zeit erobert. Damit haben die Menschen nicht grade das größte Los gezogen, denn alles tanzt jetzt nach der Pfeife der Invasoren. Dazu haben sie Städte einfach simpel durchnummeriert und einen riesigen Überwachungsapparat aufgebaut, bei dem China neidisch werden würde. Wer nicht pariert, hat schnell eine kleine Eingreiftruppe im Haus stehen oder wandert direkt in ein Hochsicherheitsgefängnis namens "Nova Prospekt". Um die Freiheit wiederzuerlangen und die ungebetenen Besucher wieder wegzuschicken, ruft der menschliche Widerstand den Physiker Gordon Freeman nach City 17. Dort soll er sich den Anführern anschließen und die Combine langsam aber sicher vertreiben. Schon bei der Ankunft bekommt man gleich eine Kostprobe von den dortigen Zustände, den auf dem Weg in das Versteck der Rebellen wird man aus nichtigem Anlass von den maskierten Cops gejagt, jedoch von einer jungen Dame namens Alyx gerettet. Diese führt einen schließlich zum Versteck, wo man sich mit alten Gesichtern trifft und auch den Superanzug bekommt. Somit kann das Abenteuer beginnen.
Schon beim Start fällt die stellenweise etwas simple, aber dennoch tolle Architektur ins Auge. Die Stadt kommt sehr detailliert rüber und erinnert dabei etwas Metropolen wie beispielsweise Prag (wobei sich die Handlung in Osteuropa abspielt). Die realistische Beleuchtung sorgt für eine tolle Atmosphäre. Eines der größten Aushängeschilder ist jedoch die Physik im Spiel. Mithilfe einer Waffe namens Gravitron, welche man später erlangt, lassen sich verschiedene Gegenstände festhalten und können dann auf den Gegner befördert werden. Zudem kann man sich damit auch defensiv verhalten und etwa einen Heizkörper als Schutzschild gebrauchen. Stellenweise muss die Physik aber auch zum Lösen von Rätseln eingesetzt werden.
Die Gegnervielfalt ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Anfangs läuft man nur den angesprochenen Combines über den Weg, von denen es insgesamt 3 Sorten gibt. Später macht man mit den aus dem ersten Teil bekannten Headcrabs und Zombies Bekanntschaft. Auch bei den Krabblern gibt es 3 Sorten, wobei jede natürlich auch ihren eigenen Zombietyp hervorbringt. Später kommen sog. Ameisenlöwen oder auch riesige Dreibeiner namens Strider sowie Kampfhelikopter dazu. Bei der Entwicklung hat man wohl scheinbar ein bisschen von "Starship Troopers" abgeguckt, denn die Ant-Lions sehen den Bugs aus dem Film recht ähnlich und auch der sog. Advisor, der in der zweiten Episode eine größere Rolle spielt, könnte durchaus ein Verwandter des Brainbug sein.
Jede Art von Widersacher wird mit Waffen wie der bekannten Brechstange, Pistole, MG, Raketenwerfer oder eben dem Graviton zugesetzt. Letzteres macht wirklich viel Fun und bei knappem Munitionsstand hat man eine einzigartige Methode, aus einer brenzligen Situation herauszukommen. Zu guter Letzt ist man öfters auch mal mit einem Fahrzeug wie einem Luftkissenboot oder einem Jeep unterwegs.
Half-Life 2 ist mit alldem zu einem modernen Klassiker geworden, welcher auch mit einer ordentlichen Spielzeit aufwartet. Eine tolle Atmosphäre und ein klasse Soundtrack tun ihr übriges. Wer das Spiel also noch nicht gespielt hat, sollte das schnell nachholen.
Hat man das Spiel durch, kann man sich gleich den mitgelieferten Episoden widmen. In der ersten davon gilt es, in ständiger Begleitung von Alyx durch die Ruinen der Stadt zu streifen und mit wichtigen Combine-Daten zu entkommen. Leider kommt dieser Part eher schwach rüber. Grade mal 6 Kapitel gibt es, rund die Hälfte davon läuft man nur mit der Gravigun herum. Auch gibt es außer einem Combine-Zombie keine großartigen Neuerungen. Dies lässt den Anschein erwecken, dass man diesem Teil scheinbar nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet hat. In ein paar Stunden ist die Sache nämlich durch, weshalb der damalige Neupreis von etwas über 20 € zu Recht ein wenig kritisiert wurde.
Wer glaubt, dies sei bei der 2ten Episode auch der Fall, der ist im Irrtum. Hier muss man nach einem Zugunglück durch eine Gebirgsregion sowie eine Mine, um eine Raketenbasis zu erreichen. Die dort stationierte Rakete muss abgefeuert werden, damit die Combine nicht noch ein Portal öffnen können. Und gleich bei Start sieht man: Hier wurde nochmal ordentlich was aus der Source-Engine rausgeholt. In diesem Stadium kann die Optik mit Genrekollegen wie MW2 locker mithalten. Das gilt auch für die Terrains, welche sonst eher eine Schwäche der Engine waren. Besonders die Höhlen der Minen seien an dieser Stelle zu nennen, aber auch der Abschnitt, in dem man mit einem Dogde Charger untwegs ist. Auch ist diese Episode umfangreicher als der Vorgänger, auch was neue Gegnerarten betrifft. Das Waffenarsenal hingegen wird in keiner von beiden erweitert. Das Spiel endet schließlich mit einer herzzereißenden Szene, bei der (Achtung, Spoiler!) Alyx' Vater von einem Advisor getötet wird.
Alles zusammen lässt wenig Raum für Kritik. Zwar benötigt man einen STEAM-Account, was für ein Einzelspielerspiel eher sinnfrei ist, aber das ist heutzutage wohl kein Problem mehr wie damals noch. Zudem sei jedem die UK-Version anzuraten, da die deutsche Synchro alles andere als gelungen ist (gilt besonders für Alyx). An der Fahrphysik hätte man ebenfalls etwas arbeiten können, die ist eher sprichwörtlich zum Davonfahren.
Fazit: Großartig! Episode 3 kann kommen.
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