Mittlerweile ist es 13 Jahre her (2000), seitdem ich den ersten Hitman-Teil gezockt habe. Damals las ich in einigen Spielezeitschriften noch negative Aussagen über die Kaltblütigkeit und das teils zynische Morden, das bei 47 angeblich zelebriert wurde. Daran stößt sich mittlerweile niemand mehr. Aus Hitman ist eine Marke geworden. Und dementsprechend wurde auch das nötige Kleingeld in den fünften Teil reingebuttert, um das Game kompatibel für den Massenmarkt zu machen. Heute habe ich Absolution nach 12 Stunden beendet (PC). Allein die Spielzeit zeigt, dass ich nicht auf dem höchsten und zugleich Oldschool-Schwierigkeitsgrad 'Purist' unterwegs gewesen bin. Zumindest bislang nicht.
Grundsätzlich bin ich kein Freund des Hitman. Zwar habe ich alle vorangegangenen Teile gespielt, doch war ich nicht selten am Verzweifeln aufgrund der Schwierigkeit, der hakeligen Steuerung oder auch der mitunter dämlichen KI. Absolution ist dagegen deutlich zugänglicher. Hitman-Veteranen mögen das kritisieren, ich hingegen habe es begrüßt. Der Instinkt-Modus, der es 47 z.B. ermöglicht, Feinde durch Wände zu lokalisieren, mag für manche lame sein, es gab jedoch Situationen, in denen mich dieser Modus vor übleren Wutanfällen und massiven Inventar-Beschädigungen bewahrt hat. Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, welche Schwierigkeit man wählt, und in welch tiefes Tal der Tränen und des Checkpoint-Ladens man sich begeben möchte. Es sei an dieser Stelle aber herausgestellt, dass der Hitman zu einigen der ganz wenigen Stealth-Games zählt, in denen es de facto keinen Spaß macht, beim Killen erwischt zu werden. In vielen Games ist dieser Aspekt völlig rudimentär, hier aber bereute ich jedes Mal wieder, wenn es für unüberlegte verdächtige Aktionen Punktabzüge gab (=Reload). Das Durchballern macht hier definitiv keinen Spaß, man fühlt sich regelrecht schlecht, und das ist schon etwas besonderes, was der Hitman in dieser Hinsicht vermittelt.
Leider gibt es im fünften Teil auch einige negative Aspekte. Das beginnt mit der lahmen Story. Die braucht eigentlich keiner, auch wenn sie in netten Vids erzählt wird. Letztendlich handelt es sich aber um ein Story-Korsett, durch das der Handlungsspielraum des Hitman deutlich eingeschränkt wird. Hinzu kommen einige arg begrenzte Areale, die sich geradezu schlauchig spielen. Auch die größeren Level sind in einzelne Abschnitte aufgeteilt, die jeweils für sich bewertet werden. Leider wird beim Betreten dieser neuen Abschnitte oftmals auch der bisherige Level-Fortschritt zurückgesetzt, d.h. Verkleidungen usw. gehen verloren. Das wirkt nicht gerade realistisch. Hinzu kommt ein nicht geradezu großartig durchdachtes Verkleidungs- und Verdachts-Feature, auf das man sich aber taktisch einstellen kann, auch wenn es ab und an in dämliches Trial&Error Herumstolpern und Instinkt-Aktivieren ausartet, um nicht entdeckt zu werden.
Dass Absolution für den Massenmarkt produziert wurde, merkt man dem Spiel in solchen Tuning-Details also deutlich an. Auch die grafische Präsentation wurde auf den neuesten Stand gebracht, so dass Hitman: Absolution sehr gut aussieht. Hinzu kommt ein fetter Score und ein 47, der noch nie so cool und stylish gewesen ist. Leider sind die alten 'Sandbox-Zeiten' von Hitman vorbei, und ein vollumfänglicher Schabernack, wie er noch in den früheren Teilen in den Aufträgen möglich gewesen ist, scheidet aufgrund der strengeren Linearität - die sich auch im Levelaufbau wiederspiegelt - aus. Wer sich allerdings auf den Purist-Modus einlässt, wird dennoch hart gefordert werden. Insgesamt keine schlechte Fortsetzung mit höherer Zugänglichkeit aber auch einigen generellen Einschränkungen im Leveldesign und Gameplay-Verschlimmbesserungen.
Contras:
- Überflüssige Story
- Logische Lücken und KI-Probleme
- Mitunter zu kleine und zu schlauchige Areale
- Instinkt-Modus versimplifiziert Gameplay...
Pros:
+ ... kann aber Frustmomenten die Spitze nehmen
+ Präsentation und Score überzeugen
+ verschiedenste Lösungswege...
+ ... die motivieren und für hohe Wiederspielbarkeit sorgen
+ Akuter Reiz zum Perfektionismus
+ 47 ist einfach cool
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