Als nicht nur konsumierender sondern auch dem Genuss aufgeschlossener Spieler darf man fast unendlich dankbar sein, dass uns für ICO und SOTC eine PS3-HD-Portierung spendiert wurde, die bei ICO vielleicht nur im Detail, bei SOTC dann vielmehr auch im Hinblick auf die Framerate deutliche Verbesserungen mit sich bringt, und insgesamt das Spielerlebnis angenehm optimiert.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Originale auf der PS2 nie gespielt habe. Von den Verbesserungen habe ich lediglich gelesen. Erst kürzlich begann ich mit ICO meine Reise. Fast gleich im Anschluss folgte meine Spieleerfahrung mit SOTC, und wahrlich: Bei beiden Spielen handelt es sich um Meilensteine der Videospielgeschichte, die im Hinblick auf Atmosphäre und Gameplay ihresgleichen suchen.
ICO (7,5 Stunden)
Als ich mit ICO begann, dachte ich zunächst: Wie soll ich die abwechslungsarme Grafik nur aushalten? Überall die öden Mauern der riesigen Burganlage. Dazu die hallenden Tapser von ICO. Aber schon kurz nach Befreiung des Mädchens änderte sich die Spieleerfahrung grundlegend. Plötzlich war da jemand, um den man sich kümmerte/kümmern wollte, den man beschützen musste und mit dem man Rätsel lösen sollte. Diese Betonung der gegenseitigen Rücksichtnahme hat zumindest bei mir unglaublich gewirkt.
Verlässt man zudem die größeren Hallen der Eröffnungsszenen und erkundet die riesige und verschachtelte Burganlage mit all ihren – teilweise noch zu öffnenden – Toren und Pfaden, ergreift einen diese unwiderstehliche Poesie der Verlorenheit inmitten einer kargen und gewaltigen Architektur, die zunächst unüberwindlich und sarggleich bedrohlich wirkt.
Das ist schon stark, wie sich ICO hier den Weg suchen muss, das Mädchen im Schlepptau, immer wieder aufgehalten von Rätseln und Kämpfen mit dunklen Geistern. Endlich darf man sich Wege wieder selber suchen und bekommt keine Wegmarken und idiotischen Pfeile eingeblendet. Auch gibt es kaum Backtracking, weil die Burg clever verschachtelt ist.
Schwach sind die zu leichten und eintönigen Kämpfe. Dennoch bangt man immer wieder um die Kleine, wenn sie in ein finsteres Loch gesaugt zu werden droht. Altbacken ist auch die Grafik. Aber ICO ist ein gutes Beispiel dafür, dass Atmosphäre nicht zwangsläufig aus einer Fülle von Details und grafischen Gimmicks resultiert. ICO ist wie ein Spiel aus einer anderen Zeit – aber für die Ewigkeit.
SOTC (13,5 Stunden)
Dieses Spiel ist fast schon eine mystische Erfahrung. Allein das Intro habe ich immer und immer wieder angesehen. Der Flug des Greifs und die melancholische Musik schaffen eine Atmosphäre der Einsamkeit und Schwermut. Dazu das fast gänzlich ausgestorbene Land. Bei SOTC hat man sich voll und ganz auf das Wesentliche konzentriert. Kein Schnickschnack, kein Gefasel, … nur das Pferd, die Waffen und die eigene Kondition müssen ausreichen, um die Kolosse zu erledigen. Nüchtern betrachtet handelt es sich um eine Aneinanderreihung von 16 Arena-Kämpfen. Aber gerade das anfängliche Fehlen einer Story und das Nicht-Wissen, warum, fasziniert und beschäftigt einen.
Übrigens ist es ein großer Unterschied, ob man sich die Fights lediglich auf youtube reinzieht, nur um die riesigen Kolosse mal zu sehen, oder ob man selbst am Gamepad sitzt und die Story quasi aus erster Hand erspielt. Denn dann geht es gleich um viel mehr. Viele der Boss-Fights stehen ganz weit oben in meiner persönlichen Top Ten der besten Endwicht-Challenges überhaupt.
Zum einen ist da die grafische Darstellung der mitunter monumental großen Giganten. Das befremdliche und doch vertraute und in den einzelnen Facetten bei allen Kolossi ähnliche Design ist genial! Aber nicht nur vom Konzept sondern eben auch von der grafischen Umsetzung im Spiel ist jeder einzelne Koloss ein Augenschmaus. Die verschrobenen Köpfe, die schildplattenartigen Panzerungen, die glimmenden Augen, das finstere Grunzen und Stöhnen, die dröhnenden Schläge, die keifenden Schreie und vor allem die flauschigen Haarbüschel, an denen man sich festhalten und emporklettern kann, verfehlen trotz des Alters der Software auch heute noch ihre Wirkung nicht.
Die Endwichte sind nicht zu Unrecht die Hauptattraktion des Spiels. Fast schon mit Ehrfurcht macht man sich an die Niederringung dieser Brocken. Sind die ersten Auseinandersetzungen noch relativ leicht zu meistern, benötigt man gegen Ende des Spiels stets unterschiedliche Taktiken. Es ist schlichtweg grandios, wie man auf den Knilchen herumklettert. Auch hier muss man sich die Wege selber suchen (wo bitte gibt es heute noch freies Klettern in einem Videospiel?). Die verletzlichen Male müssen gefunden werden. Und dies stets im Angesicht des Todes, die sinkende Ausdauer im Blick, die man zum Festhalten und Emporklettern so dringend benötigt. Simplizität, die begeistert.
Nicht ganz gelungen fand ich die Pferdsteuerung, und auch die Kamera muss bei hektischen Kämpfen nicht selten nachjustiert werden, damit man weiß, wo man sich befindet, oder wohin man springt. Doch letztendlich sind das nur Details. Und spätestens wenn der überraschende und minutenlange Abspann über den Schirm flimmert, trifft es einen nochmal wie ein Schlag. Was für ein würdiges Ende!
Fazit zur Collection:
Es bleibt nur die absolute Empfehlung. Wer sich auf diese Spieleperlen einlassen kann, wird als Spieler reich belohnt werden.
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