Am vergangenen Wochenende konnte ich endlich nach ca. 14 Stunden Spielzeit Infamous2 beenden. Leider packte mich das Game nicht mehr so wie der erste Teil, der sicherlich auch schon seine Schwächen hatte. Diese Schwächen wurden größtenteils erfolgreich in den zweiten Teil übernommen. Gratulation an Sucker Punch! Als ich vor knapp einer Woche zu zocken begann, dachte ich gar, ich würde nur einen DLC zum ersten Teil spielen...
Davon abgesehen hat Infamous2 natürlich schon seine Stärken. Als Open-World-Titel finde ich es durchaus gelungen, auch wenn grafisch sicherlich noch etwas mehr drin gewesen wäre. Dennoch hat mir die Darstellung und die Atmosphäre der Stadt mit ihren unterschiedlichen Bezirken gut gefallen. Das Gameplay ist natürlich primär auf Action ausgerichtet, die gut von der Hand geht, auch wenn es manchmal etwas unübersichtlich werden kann. Vor allem größere Auseinandersetzungen der unterschiedlichen Fraktionen, die man optional auch als Zuschauer mitverfolgen kann, bevor man die Überbleibsel niedermacht, kommen gut rüber.
Leider konnte mich Infamous2 im Hinblick auf die Story und die Side-Missions weniger überzeugen. Hier ist man dem Vorgänger treu geblieben und es regiert die Monotonie. Meist erschöpfen sich die Missionen im finalen 'Eliminiere alle Feinde', was den Spielverlauf etwas langatmig macht. Zudem hasse ich es, wenn ich etwas sammeln muss (ausser Nacktfotos von irgendwelchen Chicks, wie z.B. in Splatterhouse), und in Infamous muss ich Shards sammeln, weil ich nur so ordentlich durch die Gegend brutzeln kann. Somit ist man viel Zeit damit beschäftigt, an irgendwelchen Gemäuern herumzukraxeln.
Und dies führt gleich zum nächsten großen Negativpunkt, und das ist die Klettermechanik. Das Klettern, das gerade in den ersten Stunden maßgeblich den Spielverlauf mitbestimmt, ist eine dermaßen dämliche Knöpfchendrückerei, dass es ein echtes Armutszeugnis ist. Dass man es nicht geschafft hat, hier mehr Feintuning walten zu lassen, ist ultraschwach. So springt man wie der letzte Depp an den Fassaden herum und kann sicher sein, dass man sich nicht dort festhält, wo man es eigentlich möchte, usw... Erst die Freischaltung neuer Moves und Kräfte sorgt für Abhilfe.
Noch etwas zur Story: Hier gibt es wieder eine gute und eine böse Seite mit entsprechenden Enden. Die Trennung der beiden Erzählstränge wird aber nicht konsequent durchgehalten. So kann man sich z.B. kurz vor Schluß nochmal für eine der beiden Seiten entscheiden, ganz egal, wie man zuvor gespielt hat. WTF?! Naja, zumindest wartet Infamous2 mit einem alternativen bösen Ende auf, das in seiner Garstigkeit sicher seinesgleichen sucht.
Da das Game schon zwei Jahre auf dem Buckel hat, stehen mittlerweile eine ganze Menge Fan-Missions zur Verfügung, zu denen man sich auch Rezensionen einblenden lassen kann. Die Qualität und der Umfang sind unterschiedlich und mitunter als 'durchwachsen' zu bezeichnen. Einige gute waren aber durchaus dabei.
Auch wenn der erste Teil im Rückblick oftmals schlechter wegkommt, war es doch Infamous1, mit dem Cole das Licht der Gamingwelt erblickte. Diesen Bonus des Neuen auch im Hinblick auf die Kräfte und deren Nutzung hat der zweite Teil für mich nicht mehr. Dennoch hatte ich viel Spaß beim Spielen. Mit den sich wiederholenden Missionen und der öden Klettermechanik sind allerdings nur vier Sterne drin. Hoffen wir auf mehr Feinschliff bei der Next-Gen-Premiere.
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