Das allererste, was beim Start von NHL 2006 ins Auge springt, ist der Menüpunkt "NHL 1994": Hier hat EA den treuesten Fans der Serie, die eventuell sogar schon seit dem guten alten NHLPA Hockey am Mega Drive dabei sind, einen netten Dienst erwiesen, und das komplette NHL 1994 auf die DVD gepackt (zugegeben, eine grossartige speichertechnische Meisterleitung ist dies wohl nicht, aber zumindest hat jemand das gesamte Uralt-NHL auf PS2/PC/GC und Xbox portieren müssen, den wir wissen: der PC hat sein NHL erst mit NHL 1995 bekommen, vorher wars Mega Drive exklusive).
Doch genug des alten Krames: Was macht NHL 2006 nun anders, wo liegen die Unterschiede zum 2005er?
Beginnen wir am besten mit einer Lapalie:
Zunächst hat sich EA erdreistet, ein altes Feature, welches im 2004er und 2005er gestrichen wurde, in den Vorversionen 2000-2003 aber enthalten war, als NEU zu verkaufen: Es kann nämlich die Trinkflasche des Torwartes wieder vom Tor geschossen werden (man vergleiche hiezu den werbenden Pressetext auf der NHL Seite von EA, wo die fliegende Flasche als absolutes Novum angepriesen wird, was natürlich sehr witzig ist - typisch EA, werden wohl manche zu Recht sagen).
Doch allen, die sich jetzt denken: Haben die Jungs von EA wieder nur einen kleinen Aufguss des/der alten games zum Vollpreis verkauft, sei bereits jetzt gesagt: NHL 2006 knüpft an das Spielgefühl von NHL 1999, 2000 und teilweise 2002 an, die Krankheiten von NHL 2003 und 2005 sind vergessen.
Gerade 2003 und 2005 waren mir persönlich zu actionlastig: Man fährt in das Drittel des Gegners ein, hat genau 0,02 Sekunden um sich noch einmal ganz kurz zu ....... *KABOUM!* Und schon kann man sich seinen Helm, Schläger, seine Zähne und 30 der 287 Knochen auf dem Eis wieder zusammensuchen, da einen der Computer immer sofort von den Kufen checked, sobald man die blaue Linie überfahren hat.
Im 2006er stehen wieder Obacht, Übersicht und skillful Moves im Vordergrund: Vor allem zu zweit hat man genug Zeit, sich im Angriffsdrittel schön zu positioneiren und den Puck herumzupassen. Der Computer stört einen zwar auch physisch durch kleinere Schubser, richtig demoliert - wie im 2003er und 2005er - wird man aber nicht. Stattdessen versteht es der Computergegner, einem die Pässe abzufangen und geschickt einen Konter einzuleiten; schafft man einmal den "One-Timer-Pass", sprich den Pass zur Mitte mit Volley-Abzug, so gibt sich ein "Standard Goalie" gern geschlagen, sofern kein Verteidiger zusätzlich stört; tritt man aber gegen Goalies wie Legacy (Detroit Red Wings) oder Luongo(Florida Panthers) an, so kann man auch am schönsten One-Timer verzweifeln, fischen die Top-Goalies doch ziemlich viele - für unhaltbar gehaltene (hohoho) - Pucks aus der Luft; grundsätzlich können aber selbstverständlich auch diese Goalies bezwungen werden. Das Spiel präsentiert sich dabei jedenfalls NIE als unfair.
Aber nicht nur die Agrressivität des Computergegners wurde hinuntergeschraubt, auch die Steuerbarkeit beim Skaten wurde verringert. Und hier offenbahrt sich auch der Grund, aus welchem NHL 1994 mit auf die Scheibe gepackt wurde Auch dort hat man sich beim Speed-Skaten den Puck streckenweise vorgelegt, sodass man ihn nicht mehr "am Stock" geführt hatte; so kann man einem Gegner den Puck leichter wegnehmen, und muss ihn nicht mehr erst einmal umchecken. Und auch dort hat man einen größeren Kurvenradius benötigt, vor allem beim Speed-Skaten. Dies ist eben gerade ein weiterer Unterschied bei NHL 2006 zu den Vorversionen: Die direkt Steuerung des Puckbesitzers ist aus den oben genannten Gründen ein wenig schwieriger als zuvor.
FAZIT:
NHL 2006 spielt sich wie eine Mixtur aus NHL 1999 + NHL 2000 + ein Schuss NHL 1994. Mischt man alles zusammen, köchelt das ganze ca 12 Minuten auf höchster Flamme und rührt nachher noch 3x um, so erhält man am Ende NHL 2006. Wer also NHL 1999 und/oder 2000 schon hat, braucht nicht unbedingt das 2006er. Wer die "internationale Überhärte" von NHL 2005 nicht mochte, und kein anderes NHL besitzt, kann den Kauf vom neuesten Teil erwägen. Spannung, tolle Tore ohne übertriebene Hektik und exzellente Präsentation sind jedenfalls garantiert.
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