Vorgestellt wird die PC-Version:
Habe gut zwei Drittel durch, bin also noch nicht am Ende. Zeit für ein Review. Warum? Das Spiel ist schwer! Es ist ungewohnt schwer, auf "normal" hat es mich bereits mehr ins Schwitzen gebracht als andere 3rd-Person-Shooter der letzten Zeit ("Dead Space" 1-3, "Spec Ops: The Line", "Binary Domain"). Wird mich noch einige Zeit beschäftigen das Spiel. Dank "Raubzugmodus" auch noch über das Hauptspiel hinaus.
Stichwort "Raubzugmodus" - hierin liegt begründet, weshalb ich schon frühzeitig ein Review schreiben will. Ja, es werden Trefferpunkte angezeigt. Im "Raubzugmodus"! Es ist bedauerlich, wenn ein Spiel abqualifiziert wird, weil es anhand von Videos bewertet wird ... Desweiteren: es ist eine Portierung der 3DS-Version (was ja zum Glück schon richtiggestellt wurde), und keine in 6 Monaten zurechtgeschusterte Nachfolge des missglückten 6. Teils. Von den wertenden Teilnehmern scheint bisher Ginzilla der einzige zu sein, der es auch tatsächlich gespielt hat.
Kommen wir also zum Spiel. Und ich muß einräumen, hätte ich nach der ersten halben Stunde ein Fazit formuliert, es wären nicht mehr als 4 Sterne drin gewesen. Die sehr maue Grafik, die träge Spielmechanik und die einfältige Story erinnern eher unangenehm an vergangene Spieltage, und beinahe hätte ich mir gewünscht, man hätte sich weniger an den alten Titeln (Resident Evil 1-3/Code: Veronica/Zero) orientiert. Doch das Spiel gewinnt mit jeder weiteren Episode an Fahrt.
Jeder Level wird zu zweit beschritten, den Partner übernimmt dabei der Computer. Wir begehen zunächst ein verlassenes Schiff auf dem Meer, suchend nach Teamkollegen, zu denen der Kontakt abgerissen ist. Hintergrund ist ein versunkenes Utopia, eine solarbetriebene Stadt, die von Bio-Terroristen durch einen Virus bedroht und auf dem Gipfel der Krise komplett zerstört wurde, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Aber etwas hat überlebt ...
Auf dem Schiff erwarten uns grausig entstellte Mutationen, denen wir uns mit Waffengewalt entledigen müssen. Der eingangs beruhigende Munitionsüberschuss ist trügerisch. Viele Areale werden wir erneut betreten müssen, und mit steigendem Spielfortschritt werden sie bald nicht mehr reichen. Mit Jill als erstem spielbaren Charakter finden wir eine erste Bekannte wieder, später werden wir Chris steuern.
Der Charakterwechsel ist bedingt durch die Erzählweise des Spiels, denn während das Gameplay an sich sehr geradlinig verläuft, wird die Geschichte dramaturgisch geschickt nonlinear und an unterschiedlichen Orten erzählt, an denen unterschiedliche Teams operieren, deren Handlungsstränge sukzessive zusammenwachsen und im Gesamtbild auf die Auflösung der Geschichte zusteuern. Wir wechseln am Ende jeder der Episoden jeweils den Ort und damit die Spielfigur.
Gespielt wird in typischer 3rd-Person-Manier, das Spieltempo ist jedoch als vergleichsweise behäbig zu bezeichnen. Wir jagen nunmehr keine klassischen Zombies mehr sondern verzerrte Monstren, die zuweilen mehr an "Silent Hill" erinnern. Neben diversen Schießeisen, die sich mittels auffindbarer Kits modifizieren lassen, tragen wir eine Art Scanner mit uns, mit dem wir zum einen verborgene Items ausfindig machen, vor allem aber unsere Gegner analysieren können. Durch diese Analyse können wir uns zusätzliche Gesundheitsboni verdienen. Denn der Charakter regeneriert nicht automatisch, jeder Energieverlust muß ausgeglichen werden. Hierzu ist allerdings kein Gesundheitsbalken angelegt, der Zustand wird visuell vermittelt, durch Farbverblassung und Blutspuren am Bildschirmrand. Wir müssen quasi schätzen, wie es uns geht, was den Einsatz der begrenzten grünen Kräuter interessanter gestaltet.
Back to the roots sind die aus den alten Teilen bekannten Türen, die sich nur mit bestimmten Schlüsseln öffnen lassen. Die Schlüssel erhalten wir in der Regel durch das niederstrecken besonders zäher Kreaturen, die uns besonderen Einsatz abverlangen.
Generell läßt sich die Frage, ob "Revelations" zurück zu den Wurzeln geht, mit Einschränkungen mit ja beantworten. Enge Räume und knappe Munition, die zuweilen das umgehen von Feinden erforderlich machen, ein gemäßigtes Spieltempo, und nur wenige Schocks, dafür aber ein anhaltend beklemmendes Gefühl ... ja, man fühlt sich zurückversetzt, trotz der augenscheinlich zunächst sehr ungewohnten Spielumgebung.
Durch die abwechslungsreiche Erzählweise und das ausgewogene Gameplay vermag das Spiel einen zu fesseln. Als Zusatz gibt es den schon erwähnten Raubzugmodus, der solo oder via Koop gespielt werden kann. Hier werden umschrieben Gebiete mit einem Charakter nach Wahl von Mutanten gesäubert. Durch diese Missionen lassen sich Punkte erspielen und selbige in weitere Ausrüstung investieren. Besondere Leistungen schalten zudem weitere Waffen und Charaktere frei. Dieser Spielmodus vermag dadurch ebenfalls zu motivieren und über die Story hinaus an den Bildschirm zu fesseln.
Im Überblick in tolles Spiel. Altbacken, aber charmant, durchdacht, abwechslungsreich und mit langer Spielzeit. Es sind Kleinigkeiten, die mich davon abhalten, einen 6. Stern zu vergeben. Da wäre zunächst die Minikarte - sie rotiert nicht mit der Blickrichtung. Mich macht das wahnsinnig! Die im Menü aufrufbare Karte ist zudem unübersichtlich und umständlich zu bedienen. Die Orientierung wird einem unnötig erschwert.
Außerdem wäre technisch einfach mehr drin gewesen. Es ist okay, so wie es ist, aber bei so viel Luft nach oben ist das etwas bedauerlich.
Abgesehen davon hat mich seit Resident Evil 4 (und mit Abstrichen vielleicht auch noch 5), endlich wieder ein Resident-Evil-Titel vollends überzeugen können. Kann es wärmstens empfehlen.
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