Der Horror-Kult geht endlich weiter
5 Jahre nachdem das Original auf der PS-One erschien, kommt nur endlich auch die Gamecube-Umsetzung in Europa raus. Doch nachdem das Remake von Resident Evil und das neue Resident Evil Zero die Messlatte sehr hoch angelegt haben, bleibt die Frage, ob der umstrittenste Teil der Serie auch heute noch überzeugen kann.
Resident Evil 2 ist wohl der bekannteste Teil der Horror-Reihe von Capcom und für viele Fans sicher auch der beste. Im Vergleich zum damaligen alten Resident Evil war die Grafik einfach genial und auch die gerenderten Sequenzen waren den Realfilm-Szenen des ersten Teils weit überlegen. Mittlerweile ist der erste Teil aber in aufwendiger Neuproduktion auf dem Gamecube erschienen und hat eindrucksvoll bewiesen, dass man auch heute noch vorberechntete Hintergründe nutzen kann und nicht alles Echtzeit 3D sein muss. Nun ist der 2. Teil der Serie auf dem Gamecube erschienen und muss sich dem Vergleichstest zum Remake stellen...
Story:
Zuerst mal zur Story des Spiels: Seitdem Jill Valentine und Chris Redfield den Mansion Zwischenfall mit knapper Not überlebt haben, sind 3 Monate vergangen. Was wirklich damals im Landhaus geschah wissen nur die Beteiligten, da Umbrella die Wahrheit sehr geschickt vertuscht. Die Überlebenden S.T.A.R.S. Mitglieder kämpfen aber weiter und sind entschlossen Umbrella endgültig das Handwerk zu legen. Dazu reisen sie nach Europa, wo ein weiteres Umbrella Labor vermutet wird. Claire Redfield - die Schwester von Chris - kommt nach Raccoon City, um nach ihrem Bruder zu suchen, der ihrer Meinung nach spurlos verschwunden ist. Bei ihrer Ankunft in Raccoon City ist es erstaunlich still in dem kleinen Städtchen. Zur gleichen Zeit betritt auch Leon S. Kennedy die Stadt, der neue Officer des RPD, der heute seinen ersten Arbeitstag haben sollte. In einer Bar wird findet Claire endlich die erste Person, doch zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass es sich hierbei um einen Zombie handelt, der sie auch sofort angreift. In letzter Sekunde kommt Leon vorbei und rettet sie. Die beiden beschließen zusammen zum Polizeihauptquartier zu fahren, wo sich Leon um Verstärkung kümmern will. Noch wissen die beiden nicht, dass die Begegnung in der Bar nur der Anfang war, und ihnen der größte Alptraum ihres Lebens noch bevorsteht...
Gameplay:
Nach Einlegen der Gamedisc (zum ersten mal kommt Resident Evil 2 mit einer Disc aus), hat man die Wahl, ob man Leon's oder Claire's Story spielen möchte. Je nach gewähltem Charakter ergeben sich leicht unterschiedliche Handlungsstränge, geänderte Rätsel sowie einige Sonderwaffen, die der andere nicht finden kann. Claire kann zudem mit ihrem Haarspange simple Schlösser knacken, während Leon ein Feuerzeug im Inverntar bei sich trägt, mit dem er einige Rätsel früher lösen kann. Nach Wahl des Charakters, wird nur noch der Spiel-Modus (Original oder Arrange) gewählt und der Schwierigkeitsgrad festgelget und schon kann der Alptraum beginnen. Im Gegensatz zu Resident Evil 1, wo die Zombies erst nach kurzer Zeit und dann immer einzeln vorkamen, geht es im 2. Teil direkt zur Sache. Nach einem Autounfall sind Leon und Claire getrennt und mitten in der Stadt von Zombies umgeben. Als Spieler hat man also nicht viel Zeit sich einzugewöhnen, da man sofort nach Begin des Spiels von Zombies umzingelt ist. Im Verlauf des Spiels gibt es einige Stellen, wo mehrere Gegner gleichzeitg angreifen. Leider gibt es in diesem Spiel nicht die Möglichkeit, wie beim Remake, dass man sich mit Hilfe des C-Sticks schnell um 180° drehen kann, was das Spiel etwas erschwert. Auch die Neuerung mit den Nahkampfwaffen, mit denen man sich im Falle eines Zombieangriffs noch in letzter Sekunde wehren konnte, gibt es hier nicht mehr.
Ansonsten ist die Steuerung aber Resident Evil pur. Mit dem Steuerkreuz wird der Charakter vor und zurück bewegt und nach links und nach rechts gedreht. An dieser Art der Steuerung scheiden sich ja bekanntlich die Gemüter. Die einen finden sie perfekt, die anderen verfluchen sie. Ich persönlich muss sagen, dass diese Art der Steuerung - auf Grund der ständig wechselnden Bildperspektiven - dennoch die beste ist, da eine direkte Steuerung über den Analog-Stick zu sehr viel Verwirrung führt. Die N64 Version bot dieses Feature und ich kam damit überhaupt nicht zurecht. Allerdings ist das Gamecube Steuerkreuz ziemlich klein im Vergleich zu dem der Playstation, was auch etwas gewöhnugsbedürftig ist. Am Inventar hat sich auch nichts geändert, man kann acht Items bei sich tragen, überflüssige Sachen können in den herumstehenden Kisten abgelegt werden. Gespeichert wird wie schon immer an der Schreibmaschine. Die Ladezeiten, die in der Gamecube Version eingentlich so gut wie nicht vorhanden sind, werden wie immer durch die klassische Türöffnungssequenz überbrückt. Aber da dieses Feature zu Resident Evil einfach dazugehört finde ich es auch nicht weiter störend, zumal es die Spannung auf den nächsten Raum erhöht. Auch die klassischen Schieberätsel gibt es zu genüge. Mal müssen Kisten zurecht geschoben, oder auf Schalter gestellt werden, mal muss einfach nur ein Hocker vor ein Regal geschoben werden, um an einen höher gelegen Gegenstand heranzukommen.
Die Rästel sind allgemein eher einfacherer Natur, da meistens nur der passende Schlüssel benötigt wird, um voranzukommen. Komplexe Rätsel, die das Studieren von Dokumenten erfordert, gibt es sehr wenige. Neue Gegner, wie der befürchtete "Licker" sowie häufig auftretende Gruppen von Zombies sorgen dafür, dass die Munition schnell zu Neige geht, doch je nach Schwierigkeitsgrad und Spielmodus kann man hier für Abhilfe sorgen. Im Gegensatz zum Original-Mode, hat man im Arrange-Mode schon einige Waffen in der Kiste, die man normalerweise erst sehr spät oder garnicht im Original-Mode findet. Zum Heilen liegen wieder überall die berühmten Kräuter sowie First-Aid Sprays herum. Außerdem kann man je nach Charakter zwischendurch noch mit Ada oder Sherry spielen, was für etwas Abwechslung sorgt. Die sehr spanndende Story, die wieder einige Details zum enstehen des T-Virus bzw. G-Virus enthüllt, wird von vorberechnteten Videosequenzen vorangetrieben.
Grafik:
Wo wir gerade beim Thema sind. Diese Sequenzen haben damals wirklich sehr beeindruckt, doch heute reichen sie qualitativ nicht mal mehr an die Echtzeit Grafik des Remakes heran. Allgemein wurde die Grafik zu sehr vom PS-One Original übernommen. Es flimmert zwar nicht mehr, und auch die Auflösung wurde vergrößert, allerdings bieten die Hintergründe bei weitem nicht so viele Details wie beim Remake und außerdem sind sie zu statisch, man erkennt sofort, dass sie 1:1 von der Playstation übernommen wurden. Außerdem haben die Charaktere deutliche Ecken, ein paar Polygone mehr hätten der Gamecube Umsetzung hier nicht geschadet. Die Grafik leidet an gewissen Stellen an Clipping-Fehlern und gerade bei den Körperteilen, sieht man deutlich, dass es einzelne Elemente sind, die nicht von einer kompletten Haut überzogen sind, wie es heutzutage eigentlich immer gemacht wird. Das hört sich jetzt zwar alles sehr negativ an, so schlimm ist es aber auch wieder nicht, da das Spiel auch heute noch Spass macht. Besonders Neueinsteiger der Serie, die das Remake gespielt haben, können so erfahren wie die Story um die Umbrella Corporation weitergeht. Ist man allerdings die Grafik des aufwendigen Remakes gewöhnt, wird man doch etwas enttäuscht, wenn man Teil 2 einlegt. Man sieht halt deutlich, dass das Original von 1998 ist. Hier wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen.
Sound:
Die Soundeffekte erzeugen auch heute noch eine beklemmende Atmosphäre, besonders, wenn man Resident Evil 2 zum ersten Mal spielt und noch nicht weiss, was da hinter der nächsten Ecke lauert. Die Schrittgeräusche sind sehr gelungen, da sie je nach Untergrund variieren. Man erkennt sofort, ob man über Metallgitter, zerbrochendes Glas oder über Teppich geht. Genauso gelungen sind die Stimmen der Zombies und der anderen Gegner. Bei einem unbekannten Schrei verlässt man nicht selten den Raum, da man befürchten muss, dass ein neuer Gegner irgendwo lauert. Allerdings hätte Capcom hier Dolby Pro-Logic II Sound bieten können, was die Atmosphäre wohl noch gesteigert hätte, statt nur simplen Stereo Sound. Aber wie gesagt, die Soundeffekte sind trotzdem gelungen, und die Musik ist, sofern vorhanden, sehr stimmungsvoll.
Meinung:
Abschließend bleibt zu sagen, dass sich für Fans der Serie, die Teil 2 nicht kennen, der Kauf auf jeden Fall lohnt, da Resident Evil 2 einfach ein Klassiker ist, den man mal gespielt haben muss. Wer allerdings die PC, Dreamcast, PS-One oder N64 Fassung besitzt, muss sich die Gamecube Fassung nicht nochmal kaufen, da es keine nennenswerten Neuerungen gibt. Wer gehofft hatte, dass dieses Spiel ebenfalls so aufwendig neugestaltet wurde, wie Teil 1, wird bitter enttäuscht. Die Game Disc bietet deutsche Untertitel, das Spiel läuft dann aber in einer geschnittenen Fassung. Wer in den Genuss der ungekürzten Version kommen will, muss seinen Gamecube im Hauptmenü auf Englisch umstellen. Es lohnt sich außerdem auch Resident Evil 2 mehr als einmal durchzuspielen, da man mit beiden Charakteren noch den deutlich schwereren "B-Mode" spielen kann, wo neue Gegner, neue Items, neue Räume, neue Zwischensequenzen, sowie ein erweitertes Ende vorkommen. Außerdem gibt es je nach Rang noch zusätzliche Bonusspiele, wie den Battle Mode oder den 4th Survivor Mode. Für Langzeitmotivation ist jedenfalls gesorgt, auch wenn das eigentliche Hauptspiel von erfahrenen Spielern schnell gelöst ist.
Fazit
Das Spiel ist einfach ein Klassiker und vielleicht der beste Teil der Reihe. Die Aufmachung ist allerdings nicht mehr zeitgemäß und die schwache Technik dürfte einige abschrecken - besonders nach dem genialen Remake. Spielerisch sowie atmosphärisch ist Resident Evil 2 aber top, daran hat sich im Laufe der Jahre nichts geändert.
Positive Aspekte
? spannende Story
? 2 spielbare Charaktere
? ungeschnitten
? Schwierigkeitsgrad kann gewählt werden
? viele freispielbare Boni
? gute Soundeffekte
Negative Aspekte
? technisch nicht auf Gamecube Niveau
? relativ kurze Spieldauer
? träge Steuerung, an die man sich aber gewöhnen kann
? kein Dolby Pro-Logic II