Nach Abschluss des Spiels inkl. aller Sidequests muss ich sagen, dass The Last Remnant absolut sein Geld wert ist, vor allem für RPG-Veteranen, die es gerne etwas schwieriger und komplexer haben.
Kommen wir jetzt erst einmal zu den versch. Punkten:
Graphik
Visuell kann sich das Spiel auf einem LCD Fernseher wirklich sehen lassen, Square-Enix nutzt die Unreal-Eninge viel farbfroher und fantasievoller als ein gewisser Entwickler zu einem zweiten Teil eines hier indizierten Spiels, aber im Gegensatz dazu fehlt es etwas an Feinheit. Insgesamt dennoch ein sehr schönes Rollenspiel, dass wirklich nur geringfügig unter technischen Problemen leidet, in Falle der PC Version geringe, aber viele Ladezeiten.
Sound
Definitiv der beste Punkt für mich im ganzen Spiel neben dem Kampfsystem.
Die Musikuntermalung ist einfach nur gelungen und sehr abwechslungsreich. Von ruhigen Melodien bis hin zu richtig rockigen Battle Themes fehlt es an nichts, auch bei der Quantität hat man nicht gespart. Je nach Verlauf eines Kampfes ändert sich die Kampfmusik, was sehr zu Atmosphäre beiträgt. Positiv anzumerken ist noch, dass jede Stadt ihr eigenes Thema hat und davon gibt es nicht wenige.
Klangtechnisch überzeugt das Spiel ebenfalls, man spürt regelrecht den Unterschied, wenn man von einer großen Lanze oder einem Schwert getroffen wird, auch der Klang beim Aufeinandertreffen der Waffen weiß zu gefallen.
Die englische Sprachausgabe ist mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen ebenfalls gelungen und man hört definitiv einen deutlichen Unterschied zur z.B. bei weitem weniger guten Synchronisation von Infinite Undiscovery heraus.
Jedenfalls kann man beim Sound allgemein nicht meckern, alles ist sehr gut umgesetzt.
Story/Charaktere
Hier möchte ich eigentlich nicht viel sagen, außer dass sie sehr solide ist und hier und dort ihre Storywendungen hat. Zusätzlich gibt es einige wirklich tolle in Szene gesetze Sequenzen, die auf jeden Fall zum Weiterspielen motiveren, auch wenn die wahre Stärke meiner Meinung nach im Gameplay ist.
Die Charaktere sind alle abwechslungsreich und entwickeln sich im Laufe des Spiel mal mehr, mal weniger weiter.
Es gibt 4 Rassen im Spiel:
- Mitra (Menschen)
- Sovani (Humanoide Katzen mit 4 Armen; lange Lebensdauer)
- Qsiti (froschähnliche Kreaturen)
- Yama (fischähnliche Wesen)
Gameplay/Kampfsystem
Zum Spielprinzip muss man eigentlich nicht viel sagen, es spielt sich im Grunde wie die meisten anderen japanischen Rollenspiele, man bewegt sich von einer Stadt oder einem Dungeon zum nächsten, verfolgt dabei die Story und kämpft gegen Monster. Eine begehbare Weltkarte gibt es nicht, sondern man wählt den Bestimmtungsort wie bei Lost odyssey auf einer großen Karte selbst.
Dabei ist das Spiel dank der zahlreichen Sidequests dennoch nicht zu linear. Diese erweisen sich größtenteils als ziemlich spaßig und werden mit Geld oder anderen Items belohnt, die zum Teil auch um einiges sinnvoller sind als in anderen Spielen. Dazu lassen sich auch neue Anführer freischalten, wo wir nun auch beim Kampfsystem wären.
Generell ist dieses vor allem am Anfang relativ komplex, es wird hier zu wenig erklärt und man braucht ein wenig Feinarbeit beim Auswählen der Anführer, Soldaten und Formationen.
Die Anzahl dieser erhöht sich im Verlauf des Spiel, wobei speziell nun in der PC Version die generischen Soldaten ausgelassen werden und sich alle Plätze mit Anführern füllen lassen, was das Spiel deutlich vereinfachen sollte.
Es gibt bei Last Remnant kein klassisches Levelsystem, man steigt nach einigen Kämpfen im "Battle Rank" und je nach Gegner bekommen eure Mitglieder Statuserhöhungen. Jetzt komme ich auch zu einem der wichtigsten Punkte, der das Spiel um einiges weniger frustrierend macht. Man sollte versuchen, seinen Battle Rank durch Verlinkung mit mehreren Gegnern nicht unnötig in die Höhe zu treiben, da die Gegner dadurch bessere Fähigkeiten bekommen und einem eventuell selbst die Statuserhöhungen dafür fehlen. Diese bekommt man nämlich nur gegen Gegner, wo die Moral am Anfang des Kampfes auf der Seite der Gegner größer oder zumindest in der Mitte ist bzw. wird man im Spiel bestraft, falls man die ganze Zeit nur gegen schwache Monster kämpft. Auch erweist es sich als sinnvoll, die Gegner, welche Stat-UPs geben, einzeln zu töten, da so gesichert wird, dass der Battle Rank nicht zu schnell hochsteigt. Im Endeffekt hat man selbst also viele schöne Statuswerte, die Gegner aber sind nur minimal gestärkt. Als Richtwert für das Ende der ersten Disc würde ich Battle Rank 40-60 geben, mit ein wenig Grinding auf der zweiten Disc dürfte man damit keine Probleme haben. Nichtsdestotrotz bleibt das Spiel eines der etwas schwierigeren RPGs von dieser und letzter Generation.
Das Kampfsystem an sich ist zwar rundenbasiert, aber etwas völlig Neues und auf alle Fälle anders als gewohnt. Man kämpft erst einmal in Kampfgruppen bzw. Verbänden, in der bis zu 5 Einheiten sind, die alle verschiedene Aktionen durchführen. Hier hat man meistens die Wahl zw. normaler Attacke, "Combat Arts" oder "Mystic Arts". Je nach Verlauf und der HP kriegt man auch die Möglichkeit, sich zu heilen oder z.B. die anderen wiederzubeleben, falls sie fallen sollten. Anfangs ist es sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber nach einiger Zeit macht es richtig viel Spaß, auch wenn die Kämpfe zum Teil etwas dauern können. In seltenen Fällen kommen auch nicht die Befehle, die man möchte, aber meistens machen die Einheiten dann von selbst doch ganz sinnvolle Sachen, wenn auch nicht immer...;)
Viele Battles wirken durch das System in Verbänden auch sehr episch, man kämpft sich durch Horden von Monstern und verfeindeten Einheiten durch, um dann einen gut inszernierten Boss zu plätten, sodass man nach dem Sieg richtig zufrieden mit sich sein kann. Auch enden die Kämpfe teilweise so knapp, dass es eben manchmal wirklich um "Alles oder Nichts" geht und die Befehle gegen Ende wahrlich nicht unüberlegt auswählen muss. Frust kann dabei auch entstehen, aber man sollte sich nicht unterkriegen lassen. :)
Neben all diesen Möglichkeiten kann man noch wie gewohnt Waffen kaufen, seltene Monster für Belohnungen und Materialien töten sowie seine Ausrüstung bei einem Schmied verbessern, was für Rush, den Hauptcharakter, welchen ihr steuert, fast essentiell ist. In der PC Version müssen auch die Komponenten für die anderen Mitglieder gesucht werden, da diese ihre Waffen nicht mehr nach einem gewissen BR upgraden.
Was mir persönlich misfällt, ist das Suchen nach seltenen Monstern. Diese sind durch eine grüne und nicht weiße Schrift gekennzeichnet, wenn ihr sie auf dem Feld anvisiert. Für das Erledigen dieser speziellen Monster bekommt ihr nette Komponenten und hin und wieder Preise für das Lösen eines Gildenauftrages. Gildenaufträge sind übrigens ähnlich wie Sidequests, können aber jederzeit ohne Anprechen einer bestimmten Person gemacht werden.
Was nun wirklich sehr frustrierend wird, ist das "Spawning" der seltenen Monster, d.h. sie erscheinen nicht immer ein einem Dungeon. Manchmal müsst ihr 10-50 Versuche starten und dabei immer wieder raus zur Weltkarte und dann wieder rein zum Dungeon. Dementsprechend ist es extrem zeitaufwendig. Glücklicherweise ist dieser Teil komplett optional, ihr könnt also auch ganz normal das Spiel genießen und die Jagd ignorieren.
Speichern kann man übrigens jederzeit, was man durchaus ausnutzen sollte.
Fazit: Ich hatte mit dem Spiel wirklich so viel Spaß wie schon lange bei keinem RPG mehr, dass letzte war vermutlich Shin Megami Tensei: Nocturne/Lucifer's Call, das ebenfalls teilweise recht happig sein kann und grenzenlose Möglichkeiten bietet.
Die audio-visuelle Untermalung ist toll, die Story solide und das Kampfsystem abwechslungsreich und episch, was alles definitiv zum Positiven beiträgt. Die ganze Viefalt, die einem das Spiel bietet, ist zwar zum Teil fast erdrückend.
Negativ wäre wie gesagt zu nennen, dass das Spiel durch seine Komplexität nichts für Genre-Neulinge ist, auch Spieler, die es lieber gemütlich haben und sich nicht viel mit dem System beschäftigen möchten, sollten die Finger davon lassen. Allen anderen, vor allem RPG-Veteranen, kann ich es absolut empfehlen.
Die technichen Mängel sind für mich nur anfangs wirklich aufgefallen und werden sich nach einiger Gewöhnungszeit nicht mehr groß bemerkbar machen.
Anmerkung: Das Spiel besitzt eine sehr hohe Spielzeit, falls ihr alle Sidequests machen möchtet, werdet ihr mindestens auf 100-150 Stunden kommen, teilweise sogar noch mehr. Durch die vielen Möglichkeiten kann auch ein weiterer Durchgang Spaß machen, vor allem, wenn man nun endlich mit dem Gameplay vertraut ist.
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