tl;dr: Thief 4 reicht nicht an seine Vorgänger heran.
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Zu oft wird man auf einem mehr oder weniger vorgegebenem Pfad durch die Level gelotst anstelle weitestgehend frei erforschen zu können.
Man kann nicht springen, wo und wann man will sondern nur an vorgegebenen, inkonsistenten Stellen. Was sich die Entwickler dabei gedacht haben, ist mir schleierhaft. Auch macht Garrett an manchen stellen zeitweise nicht das, was er soll (z.B. von einer Kante springen statt auf den Sims gegenüber).
Die Puzzles sind um diese neue Spielmechanik herum designt. In der DLC Mission the Bank Heist in den Safe zu kommen gestaltet sich nur deswegen (etwas) schwierig, weil Garrett nicht wie jeder normale Mensch über eine 40x40cm Druckplatte im Boden springen kann.
Die Gegner stellen sich mal völlig blind und taub und dann wieder erspähen sie einen ruhig in einem finsteren Winkel hockend.
Die Spezialpfeile braucht man kaum, sie dienen hauptsächlich nur dazu, sich das Leben etwas zu erleichtern oder an schwer zu erreichende Beutestücke zu kommen. Sich diese Pfeile sorgsam einzuteilen ist bei weitem nicht mehr so nötig wie in den Vorgängern.
Die Platzierung der Beute ist einfach nicht nachzuvollziehen. Überall in der angeblich verarmten Stadt liegt etwas Wertvolles einfach auf der Straße herum und aus einer Leichenverbrennungsanlage klaut Garrett z.B. goldenes Essbesteck.
Story ist schlecht geschrieben. Man bekommt den Eindruck, dass es Garrett gar nicht so sehr interessiert, dass er sich an das vergangene Jahr nicht erinnern kann. Und Garretts Schülerin Erin interessiert einfach niemanden. Garretts kurze Monologe sind bei weitem nicht mehr so cool wie in den Vorgängern und wirken stellenweise erzwungen.
Die Stadt, die als Spieldauer in die Länge ziehende Hubworld fungiert, sieht größtenteils überall gleich aus. Die Bürger leiern ständig die selben Jammereien herunter.
Lippensynchro der NPCs ist zeitweise nicht der Rede wert.
Man kann sich ebenfalls nicht mehr zur Seite lehnen wann und wo man will sondern nur noch dann, wenn man sich per Knopfdruck an eine Mauerkante gelehnt hat. Auch hier keine Ahnung, was sich die Entwickler gedacht haben. Sie haben ja so schon genug Tastenbelegungen verbraten in dem es einen eigenen "Rennen" und einen "Swoosh" Knopf gibt (fragt bitte nicht...). Auch einen eigenen Knopf für einen Nahkampfangriff und einen für ein Nahkampf-takedown Manöver gibt es, obwohl beides wie in den Vorgängern mit einem Schlag mit dem Blackjack erledigt werden könnte. (Der in den Vorgängern bequemerweise auf einer Waffenslotbelegung zu finden war).
Wo hat Garrett bitteschön sein Schwert gelassen?
Dass man als Thief-Veteran zu Beginn auch gleich die Tastenbelegung der Pfeile umstellen darf um wieder die alte Belegung zu haben ist auch ein - kleineres - nerviges Detail.
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Und das Positive:
Man kann sich die Schwierigkeitseinstellungen freier zusammenstellen als in den Vorgängern.
Man kann jetzt durch Schlüssellöcher schauen.
Die Levels sind optisch sehr gekonnt und auch detailreich gestaltet.
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Unterm Strich allerdings nur das viertbeste der vier Thief Spiele bis jetzt.
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