Nachdem ich das Game schon auf der Gamescom anzocken konnte, und es mir dort ausgesprochen gut gefallen hat, stand eigentlich für mich schon fest, dass ich mir Venetica gleich zum Launch kaufe...rückblickend vielleicht keine so gute Entscheidung.
Was gleich zu Beginn auffällt, ist die schlechte Performance. Zugegeben, mein System ist nicht mehr das Neueste ( E6600, 2GB Ram, 8800gts), doch selbst auf Mittel ruckelte ich in Venetica fröhlich durch die Landschaft - und das bei einer eher zweifelhaften Grafikpracht. Tatsächlich sieht das Spiel seinen Screenshots nicht besonders ähnlich , zb ist die Farblage in der Unterwelt viel grünlicher als in den oben geposteten Screenshots.
Zudem kommen einem nicht selten Texturen in die Quere, deren Herkunft auf die N64 Ära schließen würde (Stichwort Arsenalbezirk), und das auf allen Detailgraden. Als wäre das nicht genug flimmert das Spiel auch noch an allen Ecken und Kanten, Grafikbugs stehen an der Tagesordnung. Was zudem extrem nervt sind die übertrieben Verwisch- und Bloomeffekte, die bei den Bosskämpfen eingesetzt werden, und solche dadurch zu einer Zerreißprobe für die Augen machen.
Aber genug gemeckert, Venedig ist, wenn man nicht genauer hinsieht, wirklich wunderbar gelungen - besonders die riesigen Gebäude im Außenbezirk wissen zu überzeugen, obwohl ich den verdacht habe, dass das Spiel hauptsächlich wegen der extremen, nicht reduzierbaren Weitsicht so schlecht läuft. Denn in Innenarealen und in dem kleinen, aber trotzdem sehr gelungen Innenbezirk läuft das Spiel tadellos.
Nun zum Sound, wohl eine der Stärken Veneticas. Die Synchro ist ohne Zweifel eine der besten, die ich bisher gehört habe, und trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass die Musik manchmal etwas auffälliger ist, aber im großen und ganzen lässt sich auch hier nicht meckern. Doch auch hier hat der Bugteufel zugeschlagen, fehlende oder zeitverzögerte Soundeffekte in- und außerhalb der Zwischensequenzen lassen grüßen (zb bei einem Rammbock oder bei Schiffen). Ebenfalls nervig ist, dass zu jeder Zeile Dialog , die man mit Geistern spricht, anscheinend 15 sek Stille folgt, warum, bleibt wohl für immer ein Geheimnis.
Vom Gameplay her lässt sich Venetica am ehesten als eine Mischung aus Fable 1 und Zelda beschreiben. Es gibt nur wenige Waffen und Rüstungen zu sammeln, man bewegt sich auf vorgegebenen Pfaden, die jedoch liebevoll designt sind und auf denen es trotzdem eine Menge zu entdecken gibt. Von Zelda hat sich das Spiel zum Teil das einwandfreie Kampfsystem und die Bosskämpfe abgeguckt.
Ersteres mag zwar am Anfang etwas eintönig erscheinen, aber sobald man erstmal eine Waffengattung zu Ende geskillt hat, geben sich die Kämpfe erfreulich abwechslungsreich, wenn auch oft etwas unfair.
Insgesamt 4 Bosskämpfe gilt es in Venetica zu bestehen, und spätestens hier kann man die Ähnlichkeit zu The Legend of Zelda nicht mehr leugnen. Alle Bosse haben eine spezielle Schwachstelle, die es auszunutzen gilt. Einfach draufhaun? Fehlanzeige, ohne die richtige Taktik ist man dem Untergang geweiht. Hier vermisst man Hinweise, die einem zb in Zelda gegeben wurden, dadurch gestalten sich die Bosskämpfe teilweise sehr knifflig
Generell könnte einem Venetica öfter zur Hand gehen, an mindestens 1-2 Stellen kommt man nämlich ohne Fremde Hilfe nicht besonders weit. Cutscenes, die manchmal auf die Lösung des Problemes hinweisen, wurden bei mir zu 80% durch herumstehende Texturen oder ähnliches verdeckt.
Deck 13 hat mit Venetica ein erfreulich erfrischendes Setting geboten, und auch die Story weiß zu überzeugen. Jedenfalls am Anfang (ich musste zugeben, mir kamen sogar einmal fast die tränen:)), mit der Zeit schläft die Handlung etwas ein, zumindest gegen Ende trumpft Venetica wieder auf - aber auch das Ende erscheint (trotz Gänsehaut) unfertig, das Schicksal mancher Personen bleibt verborgen, viele Fragen bleiben unbeantwortet.
Mangelhaft sind auch die Animationen der Zwischensequenzen. Bis auf einige wenige Ausnahmen stehen die Charaktere einfach in der Gegend rum, während die Sprecher auf hochtouren argumentieren.
Insgesamt habe ich 19 Stunden für Venetica gebraucht, und habe meines Wissens fast alle Nebenquest gemacht (die fahlen Herzen und die "Fledermaus"jagd außergenommen). Also weit weniger als die von verschiedenen Magazinen angepriesenen 30 Stunden. Trotzdem eine angemessene Spielzeit, obwohl ich mir etwas mehr, und vorallem bessere Nebenquest gewünscht hätte. In diesem Bezug bleibt leider alles oberflächlich, man lernt keine interessanten neuen Charaktere kennen, auch die Gildenquests sind zum größten Teil enttäuschend uninteressant.
Fazit: Insgesamt hat sich Venetica doch gelohnt, dank liebevoller und witziger Synchro und frischem, abwechslungsrichem Setting. Wegen der scheinbaren Unvollständigkeit des Games können es leider keine 5 Sterne werden, aber wenigstens die Performance und die Bugs sollten bei der Xbox Version ausgebessert sein, deswegen rate ich jedem: wartet lieber!
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